Sibylle Lewitscharoff über „Pong“ und die Herrlichkeit des Himmels

„Ohne Kinderglauben geht es nicht“

„Für mich existiert ein ungebrochener Himmelsglaube“, sagt Sibylle Lewitscharoff im domradio.de Interview: „ein Glaube an den Schöpfer, der mich eines Tages, wenn es ans Totenbett gehen muss, auch wissen lassen wird, wie es bestellt war – das Leben und was nun folgt“. In ihrem neuen Buch „Pong redivivus“ läßt die Büchner-Preisträgerin ihren verrückten Helden Pong wieder auferstehen. Der irre Pong trage durchaus autobiografische Züge, sagt die Autorin, denn sie habe Vorprägungen gewisser Verrücktheiten selber schon erlebt.

Sibylle Lewitscharoff / © Susanne Schleyer
Sibylle Lewitscharoff / © Susanne Schleyer

Pong erblickte 1998 das Licht der Welt. Damals gewann Sibylle Lewitscharoff mit ihrem wunderlichen Helden den Ingeborg Bachmann Preis. Pong wurde euphorisch gefeiert. Jetzt ist er wieder da, wieder auferstanden. „Im letzten Buch springt er vom Dach des Hauses – dem Mond entgegen“, erzählt Sibylle Lewitscharoff: „Da gibt es dann nur zwei Möglichkeiten: entweder tot oder, etwas unwahrscheinlicher, im Gezweig einer Blutbuche gelandet und mit gebrochenem Bein im Krankenhaus“.  

Pong landet also im Krankenhaus. Der Alltag im Krankenbett ist für ihn eine Zumutung. Die verrückten Visiten, das miserable Essen und dann auch noch die Zumutung eines Bettnachbarn. Da prallen zwei irre Welten aufeinander – der skurrile Krankenhausalltag und die phantastische Pong-Welt. Das ist komisch, das ist wunderbar und wird befeuert von selten schönen Objekten, die im Buch abgebildet sind. Collagierte Gegenstände, „Seelenspiegel, Mondkarten, Widrigkeitsfänger oder Schicksalsräder“, die Friedrich Meckseper entworfen hat. „Diese Objekte beschützen Pong in seinen Schwierigkeiten, sie machen ihn stärker, sie bestätigen ihn in seinen Wahnideen“, sagt Lewitscharoff.

Weiter erzählt Sibylle Lewitscharoff über ihren Kinderglauben, „der ist die Substanz“, sagt sie. Im Erwachsenenalter nehme das natürlich andere Formen an, besonders wenn man sich für Theologie interessiere, werde alles schwieriger. „Theologie ist eine religionsabgewandte Wissenschaft, die der Frömmigkeit geradezu trotzt. Es bedarf einer glücklichen Zurücknahme in so etwas wie einer liebenswürdigen Naivität, um wieder religiösen Anschluss zu finden. Und das ist gar nicht so einfach“.


Sibylle Lewitscharoff / © Susanne Schleyer
Sibylle Lewitscharoff / © Susanne Schleyer