Sibylle Lewitscharoff über ihren Roman "Blumenberg"

Gegen den Absolutismus der Wirklichkeit

Eine "Romanfrechheit" nennt sie ihre Idee, dem modernen Skeptiker Hans Blumenberg einen Löwen auf den Teppich zu legen. Hans Blumenberg war einer der wichtigsten deutschen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Er war ein erklärter Agnostiker, der aber nie aus der Kirche ausgetreten ist. "Der Löwe war da. Habhaft, fellhaft, gelb," heißt es in Lewitscharoffs Roman "Blumenberg".

 (DR)

Der Löwe fordert die Vernunft des Philosophen heraus. Blumenberg hadert mit ihm, sorgt sich um seine Geisteskraft, findet aber auch Trost in der "hochimaginären Illusion."





Die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff wurde unter anderem mit dem Ingeborg Bachmann Preis, dem Kleist Preis, dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Mit "Blumenberg" ist sie für den Deutschen Buchpreis nominiert. Sie ist evangelisch, sie hat Religionswissenschaften studiert.



In ihren Romanen scheut sie nicht davor zurück, die großen Sinnfragen anzusprechen. Auch in ihrem Buch "Blumenberg" geht es um die Frage, "was es bedeutet, wenn der Mensch sich nicht mehr in Gottes hohler Hand geborgen weiß?" Ihr Held Blumenberg hadert mit der Trostunfähigkeit des Menschen, der sich nur noch auf die Realität verpflichtet, der nur noch anerkennt, was er sieht und anfassen kann: "Dann wird der Mensch unfähig, Trost zu empfangen und Trost zu spenden."



Im domradio.de-Interview spricht Lewitscharoff auch über Papst Benedikt XVI., den sie bewundert: "Ich bin sehr neidisch, dass die evangelische Kirche nicht einen einzigen Amtsträger hat, der theologisch derart profund argumentieren kann. Wir haben da nur Krücken."



Sibylle Lewitscharoff: "Blumenberg" (Suhrkamp Verlag, 220 Seiten, 21,90 Euro)