Neuer Hanser-Chef Jo Lendle über "Was wir Liebe nennen“

"Die Liebe flattert an uns vorbei“

"Die Bibel ist eines der Fundamente, auf denen wir leben und auf denen ich schreibe“, sagt Jo Lendle. Im domradio.de-Interview spricht er über seinen neuen Job als Chef des Hanser Verlags und sein Buch "Was wir Liebe nennen“.

Jo Lendle / © Julia Zimmermann
Jo Lendle / © Julia Zimmermann

In seinem neuen Roman greift Lendle zahlreiche biblische Motive auf. Das Erzählen von Geschichten sei immer auch mit den Urgeschichten der Bibel verknüpft, betont er.

Lambert, der Held des Romans, ist ein trauriger Zauberer aus Osnabrück, der die Vergänglichkeit nicht gut erträgt. Nach dem Tod seines Vaters nimmt er sich drei Tage Auszeit und fliegt nach Kanada. Er folgt einer Einladung zu einem Zauberer-Treffen in Montreal. Morgens um drei bricht Lambert in Osnabrück auf: "Es gab nichts als Neugier. Von welcher Seite Gott die Bühne betreten würde, um das Licht von der Finsternis zu scheiden, den Himmel von der Erde, die Frau vom Mann. Bislang jedoch war, so weit das Auge reichte, von Gott nichts zu sehen“.

In Montreal verliebt Lambert sich Hals über Kopf in Fe, obwohl er in einer glücklichen Beziehung mit Andrea in Osnabrück lebt. "Die Erfahrung, sich selbst vollkommen neu zu erfinden im Moment der Verliebtheit, hat sicher etwas von einer Epiphanie“, sagt Lendle. Er liefert seinen Helden der Epiphanie der Liebe aus. Lambert erlebt das Paradies, die Verführung und die Vertreibung aus dem Paradies. Er steht nackt auf der Straße, er hat drei Tage, um zu erkennen, was die Liebe ist.

"Was wir Liebe nennen“ bleibt ungewiss. Jo Lendle schickt seinen Zauberer auf die Reise, das Geheimnis der Liebe zu erkennen. Er dreht durch, er zerreißt sich, er wird von wilden Pferden getötet. Und am Ende schüttelt ihn wieder die Vergänglichkeit: "Was machen wir, wenn wir alt sind?“ fragt er Fe. Dann fliegt er zurück nach Hause – zurück nach Osnabrück.