Nachrichtenarchiv 19.06.2008 15:17

Der weiße König

Rumänien im Jahr von Tschernobyl, 1986. Ein Elfjähriger wird Zeuge, wie Beamte des Geheimdiensts seinen Vater abholen. Von Monat zu Monat schwindet die Hoffnung, ihn wiederzusehen. Mit rührer Aufmerksamkeit versucht der Junge, der tapferen, als Jüdin und"Dissidentin"geächteten Mutter den Vater zu ersetzen, währ er ihr die Schikanen in der Schule verschweigt. Er begleitet sie zum"Genossen Botschafter", von dem sie sich Hilfe erhofft, sinnt auf eigene Wege, um den Vater aus dem Arbeitslager am"Donaukanal"freizubekommen.

 (DR)

Im Turnlehrer, der die Kinder bei Radioaktivitätsalarm zum Fußballspiel zwingt, in den verrohten Juglichen, die vor keiner Gewalttat zurückschrecken, in den Bauarbeitern, die behaupten, seinen Vater gesehen zu haben - überall begegnet ihm das zynische Spiel mit Angst und Hoffnung, Erpressung und Verrat. Doch er führt seinen Krieg, wehrt sich gegen die Unmenschlichkeit, und in einem grandiosen Finale kämpft er um seinen Vater - gegen die ganze Welt.

Konsequent aus der Sicht eines Kindes schildert György Dragomßn die Amoralität einer politisch terrorisierten Gesellschaft. Sein suggestiver Stil nimmt vom ersten Satz an gefangen. Die traumwandlerische Leichtigkeit und Schönheit der Sprache, in der souverän von menschlicher Größe und Niedertracht erzählt wird, machen die Lektüre unvergeßlich.