Moritz Heger über seinen Roman 'Aus der Mitte des Sees'

Ein Mönch auf Sinnsuche

Eine idyllische Benediktinerabtei – viele Gäste kommen, um sich hier zu erholen. Die meisten Mönche dort sind uralt. Lukas ist einer von zwei jüngeren Mönchen. Als sein Freund Andreas heiratet und das Kloster verlässt, hinterfragt auch Lukas seinen Lebensweg.

Moritz Heger / © Maurice Haas / © Diogenes Verlag (Diogenes)
Moritz Heger / © Maurice Haas / © Diogenes Verlag ( Diogenes )

Moritz Heger ist Theologe, evangelischer Religionslehrer und Schriftsteller. Er hat große Teile seines Romans ‘Aus der Mitte des Sees’ im Kloster Maria Laach geschrieben. So gibt es auch einige Parallelen zwischen dem Beneditinerkloster in der Eifel und dem Kloster im Roman. Die Sinnsuche, die den Mönch Lukas umtreibt, beschäftigt auch den Autor Moritz Heger – sagt er im DOMRADIO.DE Interview. “Natürlich ist diese Figur nicht eins zu eins mit mir identisch. 'Ich' bin nicht der 'Mönch Lukas'. Aber bei einem solchen Text, wo man sich auch tief in das Seelenleben, in das Bewusstsein, Denken und Fühlen einer Figur hineinbegibt, tut man immer auch etwas von sich selbst hinein". Es sei sehr spannend gewesen, Fragen zu stellen und Räume zu erfinden und literarisch auszugestalten, in denen Sinnsuche passiere, sagt Heger. "Das versuche ich in diesem Roman".

 Fragen nach Lebenswegen

Lukas, so heißt der Sinnsucher und jüngere Benediktinermönch in dem Roman. Lukas ist vor 16 Jahren ins Kloster eingetreten. Damals war er noch ein junger Mann. Zusammen mit Andreas hat er sich für diesen sehr konsequenten Lebensweg entschieden. Die anderen Mönche im Kloster nähern sich hingegen dem biblischen Alter. "Da gibt es wenig Nachwuchs. Das kann man wirklich an den Fingern einer Hand abzählen", sagt Heger, "und da gab es einen besten Freund, den gleichaltrigen Freund Andreas. Und der hat nun einen anderen Weg gewählt. Der war Chorleiter im Kloster und hat eine seiner Sängerinnen geheiratet und jetzt ein Kind bekommen und ist natürlich aus dem Kloster ausgetreten. Einerseits konfrontiert das Lukas mit einer Einsamkeit und einem Verlust, andererseits auch natürlich mit Lebensfragen nach dem Lebensweg".

"Aus der Mitte des Sees"

Das Leben von Mönch Lukas gerät aus den Fugen. Auch in den Stunden, in denen er im idyllisch gelegenen See des Klosters schwimmt und sich dort spirituell erholt. Denn dort passiert es, dass ihm eine Frau begegnet - ihm quasi 'Aus der Mitte des Sees' entgegenschwimmt - Sarah, eine Schauspielerin. Sie ist spöttisch, sie stellt ihm Fragen und verstärkt die Verwirrung in ihm.

Ein Blick hinter die gängigen Klosterklischees

Für Autor Moritz Heger ist das Benediktinerkloster die ideale Romannkulisse, um sich hier den großen Fragen des Lebens zu nähern. Ein Kloster sei für uns heute ein fremd gewordener Ort, sagt er, von Projektionen, Bildern und Vorstellungen umstellt: "Da gibt es Klischees, wenn man sich Mönche als leutselige Bierbrauer vorstellt. Oder es gibt romantisierende Bilder, wenn Mönche lange Bärte haben und weise Dinge sagen und heiliger sind als unsereins. Und es gibt natürlich Bilder, bei denen man sagt: Na, die leben heute noch im Zölibat, in der Ehelosigkeit. Da muss man ja verklemmt oder pervers sein. Mich hat in meinem Roman interessiert, hinter diese ganz verschiedenen Bilder und Vorurteile zu gucken".

Wie kann man heute über Glauben und Gott zeitgemäß schreiben?

Die Romanfigur, der Mönch Lukas, kommt dem Leser in dem Roman erstaunlich nahe. Er stellt sich - weit weg von den alten Klosterklischees - den Fragen nach Gott und Glauben, die allen im Leben begegnen, und das tut der Autor Moritz Heger in einer Sprache, die sehr gegenwärtig ist. "Wie ich Lukas sprechen lasse und wie ich dieses Buch erzähle, ist das auch der Versuch, darüber nachzudenken, wie man heute in der Religion und über Religion so sprechen kann, dass es wirklich zu einer Berührung kommt", sagt Heger.


Quelle:
DR