Michael Kumpfmüllers Kafka Roman über "Die Herrlichkeit des Lebens"

Kafka betet

Einsam und unglücklich sei er gewesen. Franz Kafka, der traurige Dichter, der schon mit 40 Jahren an Tuberkulose starb. Vielleicht war er aber auch ganz anders, sagt Michael Kumpfmüller, vielleicht war Kafka auch heiter, hell und glücklich.

 (DR)

Ein Jahr vor seinem Tod verliebt er sich in Dora Diamant, es ist Liebe auf den ersten Blick - die beiden ziehen nach Berlin und erleben glückliche Tage in ihrer gemeinsamen Wohnung. Diese Liebe zwischen dem 39jährigen sterbenskranken Schriftsteller und der 14 Jahre jüngeren Köchin hat es wirklich gegeben. Kumpfmüller hat einen Roman darüber geschrieben. "Die Herrlichkeit des Lebens," so heißt sein Buch. Dora Diamant ist fromme Jüdin, Kafka säkularisierter West-Jude. In der Berliner Wohnung übt der Dichter mit Dora beten: "Wenn er neben ihr die Gebete spricht, auf eine unbeholfene Art fromm, wie ein Schüler, der die ersten Buchstaben des Alphabets vor sich hin murmelt und in seinen Gedanken wer weiß wo ist. Er hadert, hat das Gefühl, dass er alles falsch macht, aber es gibt kein Richtig und Falsch, man muss nur die Gebete sprechen. Man erschafft sich einen Raum, sagt sie. Alles ist still." Im domradio Interview erzählt Michael Kumpfmüller, dass es ihm bei dem Roman darum ging, einen Raum zu erschaffen - "durch die Sprache, durch die Form und durch das Hören auf die Stimmen. Seltsamerweise ist das für mich immer eine gotische Kathedrale".   



Michael Kumpfmüller / Die Herrlichkeit des Lebens / Kiepenheuer und Witsch / 240 Seiten / 18 Euro 99