Michael Kohtes: "365 Tage. Ansichten von K."

Nichts ist, wie es scheint

Er bezeichnet sich selbst als "transzendental Obdachlosen". Michael Kohtes, Kultur-Journalist, Radio Moderator und Autor. In seinem neuesten Buch: "365 Tage. Ansichten von K." flaniert Kohtes ein Jahr durch Köln, streift durch die Straßen und betrachtet das Leben mit liebevoller Aufmerksamkeit.

 (DR)

So findet er am 26. August in der romanischen Kirche St. Gereon Zuflucht: "Unter der Kuppel des Dekalogs suche ich Zuflucht vor dem Lärm dort draußen ebenso wie vor den Tumulten in meinem Inneren. Und manchmal finde ich darüber sogar Anschluss an den sanften Rhythmus des Universums". Kohtes erinnert sich auch an seine Messdienerzeit, an Fronleichnam, an das Kirchenjahr, das das Leben seiner Kindheit strukturierte. "Xmas war die Apotheose, Schluss- wie Höhepunkt in einem an Festtagen nicht eben kargen Jahreskreis". Der katholischen Amtskirche steht der Autor kritisch gegenüber, er ärgert sich über den Klerus und fragt sich: "Warum trete ich nicht aus? Vermutlich, weil die Mitgliedschaft jahrhundertealte Familiensitte ist". Das Katholische steckt Kohtes in den Knochen, auch wenn er über das Böse, die Beichte und die Offenbarung nachdenkt, die auch schon einmal in Form eines gelungenen Lammfilets stattfinden kann. Aber halt: Michael Kohtes "Ansichten von K." sind, weiß Gott, keine katholischen Exerzitien. Der Autor versteht sich als Entdecker, als Sammler von Augenblicken. Er stellt Fragen, die den Glauben stärken, "dass nichts so ist, wie es scheint, und alles nur so scheint, wie es ist".