Markus Berges über "Die Köchin von Bob Dylan“

"Like a Rolling Stone“

"Jasmin war eine gewöhnliche katholische Agnostikerin“, schreibt Markus Berges über seine Heldin in dem Roman: "Die Köchin von Bob Dylan“. Gegenüber domradio.de erklärt er, was er damit meint: "Das Katholische hängt ihr aus der Kindheit nach, denn man wird es einfach nie los. So hat Jasmin ein großes Interesse für Kirchen, sie besucht immer wieder Gotteshäuser – geht aber nicht in den Gottesdienst“

Markus Berges / © Ekimas
Markus Berges / © Ekimas

Jasmin fängt als Tourköchin bei Bob Dylan an. Ihr erster Einsatz: die Ukraine, woher ein Teil ihrer wie auch Dylans Familie stammt. Kaum angekommen, erhält sie jedoch einen Anruf: Ein alter Mann aus Odessa behaupte, er heiße in Wahrheit Florentinius Malsam – wie Jasmins 1944 verschollener Großvater. Dieser Sohn schwarzmeerdeutscher Bauern erlebte eine gefährliche Kindheit und Jugend zwischen Hitler und Stalin, bevor der Krieg seine junge Familie auseinanderriss. Jasmin begibt sich auf eine abenteuerliche Reise nach Odessa, um ihren Großvater zu treffen. Markus Berges erzählt von einer jungen Frau, die das Schicksal auf die Spur ihrer familiären Vergangenheit führt. Bob Dylan wird ihr Patron, auch ihr Taktgeber.

Über das Schicksal der Schwarzmeerdeutschen

In einer zweiten Erzählebene schildert Berges die unglaubliche Geschichte der Schwarzmeerdeutschen, die das 20. Jahrhundert zwischen allen Fronten durchleiden. "Der Großvater von Jasmin, Florentinius Malsam, ist von Ideologien umstellt, von antagonistischen Ideologien“, erzählt Berges, "er folgt den Ideologien nur, weil er überleben will – als Überlebensmittel“. Der Autor hat selbst deutsch-russische Vorfahren. Für ihn sei die Recherche und Arbeit an dem Roman auch eine Annäherung an die eigene Vergangenheit gewesen. "Mir sind viele dieser Geschichten schon als Kind von meiner Großmutter erzählt worden“, sagt er, "außerdem bin ich in den Ort meiner Großeltern gefahren und habe dort Menschen kennen gelernt, mit denen ich mich angefreundet habe.“

Das Katholische läßt einen nicht mehr los

Die Schwarzmeerdeutschen sind katholisch und obwohl der Großvater Florentinius auf seinem Lebensweg durch die stalinistischen Institutionen seinen Glauben insofern verliert, als dass er ihn nicht mehr praktiziert, bleibt er doch `katholisch´. "Das ist etwas, was einen, selbst wenn man sich davon lösen will, indem man sich davon löst – nicht verläßt“, ist der Katholik Berges überzeugt, "besonders in existentiellen Situationen fängt Florentinius wieder an zu beten, auch wenn ihm da nur die Gebete seiner Kindheit einfallen“. Über die Enkelin und Köchin von Bob Dylan schreibt Berges: sie sei eine katholische Agnostikerin, die sich von Kirchen und religiösen Symbolen angezogen fühlt. Am Ende des Romans singt sie leise den Dylan Song `Like a Rolling Stone´. "Damit beschwört sie auch eine gewisse Lust an der Einsamkeit und am Ausgestoßensein, die Dylan in dem Song zum Klingen bringt.” So paradox das klingt, aber Jasmin fühlt sich am Ende ihrer Reise nach Odessa in ihrer Einsamkeit und `Obdachlosigkeit´ nicht trostos und allein.

Terminhinweis: Markus Berges, Gespräch und Lesung aus "Die Köchin von Bob Dylan"  am 12. April im Kölner Literaturhaus um 19 Uhr 30, Gr. Griechenmarkt 39