Hilmar Klute über Joachim Ringelnatz

Überall ist Wunderland

"Das Leben ist für Ringelnatz ein Wunder, ein Geschenk“, sagt Hilmar Klute im domradio.de Interview. In seiner Biografie "War einmal ein Bumerang“ erzählt Klute das merkwürdige Leben des kleinen zarten Dichters mit der großen Nase, den er als ersten großen Solokabarettisten überhaupt bezeichnet.

Hilmar Klute / © Julia Amalia Heyer
Hilmar Klute / © Julia Amalia Heyer

Joachim Ringelnatz (1883–1934), den komischen Kauz und Dichter schräger Reime, wer mag ihn nicht? Aber Ringelnatz ist viel mehr. Sein Leben spiegelt das Elend, aber auch den Glanz der deutschen Vergangenheit wieder: der Bürgersohn fliegt vom Gymnasium, weil er sich, von Samoanerinnen auf der Völkerschau fasziniert, tätowieren ließ. Als Seemann fährt er um die Welt, in München lernt er die Bohème kennen, schreibt seine ersten Gedichte. Und nach dem Ersten Weltkrieg wird Ringelnatz ein berühmter Mann – in seiner Zeit so berühmt wie die „Comedian Harmonists“.

Im domradio spricht Hilmar Klute auch über die Frömmigkeit des verrückten Anarchisten Ringelnatz. "Immer wieder fordert er in seinen Briefen seine Frau auf, fromm zu sein und zu beten“, sagt Klute. Auch in seinem Werk finden sich viele Gebete. "Die berühmten Kindergebetchen zum Beispiel sind nur vordergründig lustig, das ist von ihm schon auch ernst gemeint“, ist Klute überzeugt: "Für Ringelnatz ist ganz klar, dass da eine höhere Instanz ist, an die man sich zu wenden hat“.


Hilmar Klute / © Julia Amalia Heyer
Hilmar Klute / © Julia Amalia Heyer