Heike-Melba Fendel über "Zehn Tage im Februar"

"Ein Leben voller Wunder ist ein wundervolles Leben"

"Diese Figur ist auch deswegen so im Taumel, weil sie ihre Religion oder das, was man in einer Religion finden kann, verloren hat", sagt Heike-Melba Fendel über die Ich-Erzählerin in ihrem neuen Roman 'Zehn Tage im Februar', "das Kino ist da ein halbherziger Ersatz. Sie sucht etwas, an das sie glauben kann. Sie kann nicht an die konsumistisch frauenzeitungshaften Glücksversprechen glauben, aber ihr fehlt auch eine Spiritualität, die dem etwas entgegenzusetzen hätte".

Heike-Melba Fendel / © Jennifer Fey (Aufbau Verlag)

Eine Frau driftet durch das Leben. Obwohl sie einen netten Freund hat, eigentlich ein Traumtyp, und in einem schmucken Eigenheim lebt, ist sie unglücklich. Heike-Melba Fendel läßt uns in den Kopf einer Frau blicken, der es nicht gelingt, im Alltag anzukommen. Ihr Leben ist das Kino. Dabei schaut sie sich mit Vorliebe Filme an, die unglücklich enden. Romantische Komödien mag sie nicht: "Das Buch beginnt da, wo romantische Komödien enden", sagt Heike-Melba Fendel, "nämlich in einer glücklichen Beziehung, in einem schönen Eigenheim – im guten Leben. Die Frage, was wird aus den Menschen, nachdem sie ihr Glück gefunden haben, wird in den romantischen Komödien nicht beantwortet. Und auf einmal steckt die Frau in einem Leben, das auf Dauer angelegt ist, in einer dauerhaften Beziehung, im eigenen Haus. Diese Dauer ist für sie ein Problem".

"Ziehe für zehn Tage zu Sepp"

Die Romanheldin taumelt durch das Leben, sie radelt von Film zu Film, sie nervt ihren Mann mit hysterischen Wutanfällen. Der hält es schließlich nicht mehr aus und schreibt ihr kurz vor Beginn der Berlinale einen Zettel: "Ziehe für zehn Tage zu Sepp, das ist besser für uns beide", schreibt er. Heike Melba-Fendel schildert das Leben einer Frau, die ein ungebändigtes Sehnen antreibt, das sich nie erfüllen kann, "weil es in dem Moment, wo es sich erfüllt, zerstört", wie die Autorin sagt.

Ruhe gibt es nicht

"Ein Leben voller Wunder ist ein wundervolles Leben", steht auf einer Duftkerze, die die Heldin am Ende mit sich trägt. "Für sie heißt das: es wird etwas passieren, das tut es immer", sagt Heike-Melba Fendel, "ihr Glaube, niemals zu wissen, was als nächstes kommt, ist unerschütterlich – und möglicherweise kommt auch etwas Tolles". Ruhe findet die Romanheldin nicht, außer Rand und Band torkelt sie weiter. Ihr großes Vorbild, die Regisseurin Jane Campion, empfiehlt ihr mehr Gelassenheit, das heißt "die Fähigkeit, sich in einem Zustand voller Unsicherheit, Geheimnisse und Zweifel zu befinden, ohne sich nervös nach Tatsachen und Vernunft umzusehen". Der Weg, diese Gelassenheit zu finden, ist noch weit - für die nervöse Ich-Erzählerin.

Am 2. Februar 2017 stellt Heike-Melba Fendel ihren Roman "Zehn Tage im Februar" im Literaturhaus Köln vor. 19 Uhr 30. Großer Griechenmarkt 39.

 


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