Hannes Klug über "Viktor und der Wolf“

Wie ein Kind lernt, mit Verlust und Angst umzugehen

Wie kann es gelingen, nach dem Tod eines liebsten Menschen zurück ins Leben zu finden? In seinem Kinderbuch „Viktor und der Wolf“ erzählt Hannes Klug von einem neunjährigen Jungen, der seinen Vater verloren hat. Ein einsamer streunender Wolf hilft ihm die Trauer zu bewältigen.

Hannes Klug / © privat (privat)
Hannes Klug / © privat ( privat )

"Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters versucht Viktor, seinen Weg zurück ins Leben zu finden“, erzählt Hannes Klug im domradio.de Interview, "er versucht die Trauer, die er nicht richtig benennen kann und die ihm eine zweite Natur geworden ist, zu überwinden“. Auf einem verlassenen Güterbahnhof sieht er einen Wolf und fühlt sich von dem streunenden Tier angezogen. Das Tier ist aus einem Privatzwinger ausgebrochen. "Zwischen Viktor und dem Wolf gibt es eine Seelenverwandtschaft“, sagt Hannes Klug.

Der Wolf war alles, was er hatte

Wilderer haben die Eltern des Wolfs getötet, um die Welpen illegal zu verkaufen. So landet der Wolf in Privatbesitz, wo er gequält wird und ausbricht. "Viktor fühlt, dass er - wie auch der Wolf - im Abseits steht“, sagt der Kinderbuchautor, "beide sind einsam, beide haben schlechte Erfahrungen gemacht, beide leben in einer Umwelt, die nicht mehr an sie glaubt.“ Als der Wolf eingeschläfert werden soll, gelingt es Viktor, ihm das Leben zu retten. "Der Wolf war alles, was er hatte, "heißt es in dem Buch, "als sein Vater starb, war der Tod in sein Leben eingebrochen und hatte alles mit sich fortgerissen. Streuner hatte einen Teil zu ihm zurückgebracht. Die Leute fürchteten sich vor dem Wolf. Für Viktor war es genau andersherum. Streuner war für ihn das Leben. Sein Leben".

Recherche in der Wolfauffangstation

Hannes Klug hat ein berührendes Kinderbuch über die großen Themen Verlust und Angst geschrieben. Ohne den Wolf als handzahmes Kuscheltier zu verniedlichen, gelingt es ihm, eine Freundschaft zwischen einem Kind und einem Tier so zu beschreiben, dass der Leser spürt, wie heilend dieses Zusammentreffen zwischen einem Tier und einem Kind sein kann – Gesten, Blicke, stumme Anteilnahme helfen hier viel mehr als große Worte. Hannes Klug war es dabei wichtig, den Wolf nicht zu vermenschlichen. So hat er auch auf einer Wolfauffangstation recherchiert, um mehr über die Natur der scheuen Tiere zu erfahren.