Gerbrand Bakker über "Der Umweg"

Kann man das Vergehen aufhalten?

„Ich glaube, dass meine Romanheldin sucht, was wir vielleicht alle suchen, und ich selbst weiß für mich auch nicht genau, was das ist – aber immer gibt es etwas, was ich suche“. Gerbrand Bakkers Roman „Der Umweg“ erzählt die Geschichte einer Frau, die alle Verbindungen zur Vergangenheit abschneidet und sich in ein altes Farmhaus in Wales zurückzieht. Dort fühlt sie sich sicher vor den Gedanken an Amsterdam, an das Vergangene, vor ihrer Angst vor der Zukunft. Denn die Frau ist sterbenskrank.

Gerbrand Bakker / © Jürgen Bauer/Suhrkamp Verlag
Gerbrand Bakker / © Jürgen Bauer/Suhrkamp Verlag

Gerbrand Bakker stellt in seinem Roman große Fragen: Kann man die Zeit einfangen? Kann man das Vergehen aufhalten? Kann man dem Tod trotzen? „Obwohl die Frau nicht mehr viel Zeit hat, versucht sie in Wales ein neues Leben anzufangen. Sie will mit sich ins Reine kommen“, erzählt Gerbrand Bakker im domradio.de Interview. War alles nur ein Irrtum? Ihr Beruf als Literaturwissenschaftlerin? Die Liebe zu ihrem Ehemann? Das alles bedeutet ihr jetzt nichts mehr. Die Natur wird ihr Zufluchtsort, der Garten, die Tiere. „Was mich im Leben sehr ärgert, dass wir einen anderen Menschen nie kennen können“, sagt Gerbrand Bakker:  „Wir leben immer nur in unserem eigenen Selbst, und auch wenn wir mit anderen zusammen sind, sind wir allein“.

Gerbrand Bakker hat ein trauriges und tröstendes Buch geschrieben, das nichts erklärt oder psychologisiert, sondern das eine, wie er sagt, „Ahnung“ vom Geruch und Geschmack des Lebens andeutet, die die Handlung vorantreibt und die einen beim Lesen mitreißt.

Der niederländische Autor ist auch Diplomgärtner und Tierexperte. In einem zweiten Teil des domradio.de Interviews erzählt er über sein Tiertagebuch mit dem Titel: „Komische Vögel“ und erklärt, warum der Ruf des Pfaus Sehnsucht bei ihm auslöst und Vögel, besonders der Rotschenkel, ihn trösten, „so dass ich die Welt eine Zeitlang besser ertragen kann“.