Friedrich Ani über die tröstende Kraft der Psalmen

"Der namenlose Tag – Ein Fall für Jakob Franck“

"Mein Kommissar ist wie ein Laternenanzünder, der nachts durch die Straßen geht“, sagt Friedrich Ani über seinen Romanhelden Jakob Franck. Auf domradio.de spricht der Bestsellerautor über die tröstende Kraft der Psalmen und Kommissare als einsame Seelsorger.

Jakob Franck - Laternenanzünder in der Nacht (dpa)
Jakob Franck - Laternenanzünder in der Nacht / ( dpa )

Jakob Franck hat eine besondere Fähigkeit. Er kann Trost spenden – deshalb wird er als Kommissar auch immer wieder eingesetzt, um Angehörigen die Nachricht vom Tod ihrer Liebsten zu überbringen. Einmal hält er eine schockierte Mutter sieben Stunden im Arm und antwortet auf ihr dreimaliges Flehen: "Sagen sie, dass es nicht wahr ist“ mit einem Psalm aus der Bibel: "Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der Tag, der gestern vergangen ist – wie eine Wache in der Nacht“.

Die Kraft der Psalmen

"Wenn man Psalmen liest, dann hat man immer den Eindruck, man könnte doch überleben“, sagt Friedrich Ani, "es gäbe eine Form durch Gesang und die Echos der Worte, das Leben über den Tod hinaus zu ertragen – oder einen so großen Sinn im Tod zu sehen, dass das Leben sich leichter führen ließe“. Friedrich Ani erzählt von der enormen Kraft der Psalmen, die einem klar machen, dass es etwas gibt, was unsere Vorstellungskraft so sehr übersteigt, "dass es doch auch etwas bedeuten muss, das heißt, es muss etwas geben, was wir nicht kapieren, weil wir einfach zu blöde sind.“

Der Kommissar als einsamer Seelsorger

Etliche der Hauptfiguren in seinen Krimis seien so etwas wie einsame Seelsorger, sagt Friedrich Ani: "Sie sorgen gern für die Seelen anderer und vermeiden dadurch, sich um sich selbst zu sorgen – oder für jemanden, der ihnen wirklich nahe ist. Das ist so eine zweischneidige Geschichte". Der Bestsellerautor schreibt, wie er selbst sagt, über Menschen, die allein in ihren Zimmern sind. Einsamkeit sei etwas, was wir lernen können und etwas, was wir auch aushalten können. "Ich beobachte meine Figuren dabei, ob sie das schaffen, ob sie mit sich selbst ins Reine kommen, oder ob sie vor die Tür laufen und sich verirren. Und ich beobachte sie weiter dabei, wie sie sich verirren – und ich versuche sie dann wieder in ihre Zimmer zu begleiten“.

"Der namenlose Tag" - ein beinahe heiterer Krimi?

Der Roman "Der namenlose Tag“ ist weit mehr als ein packender Krimi. Es geht um Einsamkeit, um Trauer und Selbstmord. Friedrich Ani schreibt über die möglichen Motive, sich das Leben zu nehmen – mit großem Einfühlungsvermögen und Respekt für die Betroffenen. Er urteilt nicht, er bietet auch keine Lösungen an. Er begleitet seine Romanhelden in ihrer Einsamkeit. Fasziniert folgen wir den Spuren, die Friedrich Ani uns mit seinen Helden legt. Einsamkeit, Selbstmord – nun könnte man meinen, der Roman "Der namenlose Tag“ sei düster und schwarz. Nein, das stimme nicht, sagt der Autor, dagegen habe er seinen Kommissar Jakob Franck gesetzt – wie einen heiteren Schutzengel, der als Laternenanzünder nachts durch die Straßen geht, und der Leser denkt, es ist schön, dass es so jemanden gibt, der im Notfall auch für mich da wäre.