Frank Vogelsang lotet "Die Rede von Gott in einer offenen Wirklichkeit“ aus

Gott ist unsichtbar

Gott ist nicht sichtbar, nicht messbar, Gott ist mit naturwissenschaftlichen Mitteln nicht fassbar. Wie können wir trotzdem heute angemessen über Gott reden? "Die Rede von Gott ist problematisch, weil sie schnell missbraucht werden kann und weil man zu schnell meinen kann, man hätte Eindeutigkeiten und wüsste, worum es ginge“, sagt Frank Vogelsang im domradio.de Interview. Der Direktor der evangelischen Akademie im Rheinland hat jetzt ein Buch über "Die Rede von Gott in einer offenen Wirklichkeit“ geschrieben.

Frank Vogelsang / © Volker Lannert
Frank Vogelsang / © Volker Lannert

"Wir sind geneigt auf das zu achten, was wir gestalten können und was wir genau benennen und messen können, aber es gibt wichtige Dinge im Leben, die wir nie exakt beschreiben, geschweige denn messen und gestalten können“, sagt der Diplom Ingenieur und Theologe Frank Vogelsang, "dazu gehört auch die Liebe und welche Kraft hinter der Liebe steht“. Die Liebe ist - genau wie Gott - auch so eine verflixt komplizierte Sache, über die man kaum angemessen sprechen kann. Sie ist ebenfalls unsichtbar, nicht messbar und deshalb naturwissenschaftlich nicht einzutüten. "Könnte ich das, was da passiert, naturwissenschaftlich beschreiben, dann wäre auch eine Kontrolle möglich“, erklärt Vogelsang, "dann könnte ich sagen: Das ist die normativ-richtige und gültige Rede von der Liebe oder eben von Gott, und alles andere ist falsch“.

Die Rede von Gott ist eine gebrochene Rede

Schon die biblischen Autoren wußten um die Schwierigkeit, über Gott zu reden. "Paulus spricht von der Predigt als Predigt vom Kreuz, dass sie immer auch gebrochen ist, dass man über sie nicht verfügen kann" sagt Vogelsang, "die ersten christlichen Autoren wußten von der Grenze ihrer eigenen Möglichkeiten“. Und doch muss es immer wieder neue Versuche geben, über Gott zeitgemäß zu reden, das heißt in einem Ausdruck oder Bild ihm möglichst nahe zu kommen. "Gott ist vielleicht in der Weise unsichtbar, wie der Hintergrund unsichtbar ist, wenn man ein Bild sieht. Also man sieht zum Beispiel das Bild eines geliebten Menschen. Dann sieht man den Menschen, dass er vor einem bestimmten Hintergrund steht, aber den Hintergrund nimmt man zunächst nicht wahr", erklärt Vogelsang, "man sieht den Hintergrund nicht bewußt. So ist es auch mit Gott. Das heißt: Gott ist da – er ist der Hintergrund von all dem, was man sieht, und all das, was man sieht, wird dadurch verändert, so dass man es vor dem Hintergrund der Existenz Gottes sieht“.

Ist Gott als Person vorstellbar?

Gott wirkt im Hintergrund und bestimmt unser Dasein und auch unser Bild, das wir von uns haben. So können wir uns den unsichtbaren Gott vorstellen. Aber Gott ist doch auch sichtbar geworden, zum Beispiel in seinem Sohn Jesus. Kann oder darf man sich Gott auch als Person vorstellen? "Die Nähe, die wir am ehesten erfahren können, ist die Nähe von anderen Menschen, das ist eine existentielle Nähe, die uns trägt, die uns genährt hat, als wir Kinder waren, die uns hat überleben lassen," stellt Vogelsang fest, und deshalb sei es völlig adäquat bei den begrenzten Ausdrucksmöglichkeiten, die wir haben, dann von einer Person zu reden, "weil diese Weise, wie wir Personen erlebt haben, also Menschen erlebt haben, kommt dem, wie wir uns Gottes Nähe vorstellen können, am nächsten“. Aber es bleibt dabei, wir ringen nach Worten, wenn wir über Gott reden. Gott kann man nicht einpacken und in einer schönen viereckigen Schachtel nach Hause tragen. Mit seinem Buch "Die Rede von Gott in einer offenen Wirklichkeit / Phänomenologisch-hermeneutische Untersuchungen nach Merleau-Ponty, Ricoeur und Waldenfels“ möchte Frank Vogelsang auch erreichen, dass "wir zunächst eine Neugierde und Offenheit entwickeln, über Gott zu reden“.