Felicitas Hoppe ist zehntausend Kilometer durch die USA gereist

"Trump ist ein skrupelloser Geschichtenerzähler“

"Der Wahlsieg von Donald Trump hat mich nicht überrascht“, sagt Felicitas Hoppe. Für ihr neues Buch ist die Autorin zehntausend Kilometer quer durch die USA gereist: "Wenn man sich nicht auf die exotischen Küsten Amerikas konzentriert, sondern das ganze Land bereist, lernt man ein großes Spektrum an Menschen kennen – und Trump war da immer ein Thema und überall spürbar“.

Felicitas Hoppe / © Tobias Bohm (Fischer)
Felicitas Hoppe / © Tobias Bohm ( Fischer )

Für uns Europäer sei Amerika eine riesige Projektionsfläche, sagt Hoppe, jeder könne in dem weiten Land das sehen, was er gerade suche. "Selbst Touristen, die Amerika bereisen, gehen in die Falle, dass der Gastgeber mitspielt“, erzählt die Autorin, "die Menschen im Land wissen genau, was wir hören wollen, sie haben die Rolle, die sie als Amerikaner zu spielen haben, selber so sehr verinnerlicht, dass auch sie daran mitarbeiten, unsere Erwartungen zu erfüllen – deshalb ist es unendlich schwer, auf die Spur der Wahrheit zu kommen“. Man solle nicht alles glauben, was man da in dem Land erzählt bekomme, warnt die Schriftstellerin.

"Zuviel Phantasie ist der Politik abträglich"

Und jetzt also Donald Trump. "Donald Trump hat mich deshalb so in Not gestürzt, weil er ein skrupelloser Gechichtenerzähler ist“, sagt die Autorin, "und ich bin als Schriftstellerin natürlich auch eine skrupellose Geschichtenerzählerin und Erfinderin. Donald Trump bestätigt mich in meinem Urteil, dass Erfinder und Erzähler in der Politik nichts verloren haben. Zuviel Phantasie ist der Politik abträglich – und dort wird es ja als Showgeschäft betrieben. Ich halte diese beiden Zünfte streng getrennt“. Felicitas Hoppe blickt dann zurück auf US-Präsidenten in der Vergangenheit – und da gab es welche, die es mit ihrem Größenwahn durchaus mit Donald Trump aufnehmen könnten, sagt sie. "Ich will ein Buch für Kinder schreiben ´Tiere im weißen Haus´, wo ich die Geschichte der amerikanischen Präsidenten anhand ihrer Haustiere erzählen will. Denn ich finde gerade in dieser prekären Lage lohnt es sich, einen Spaziergang in die Vergangenheit zu machen, um zu zeigen, dass Trump auch nicht der erste schlechte Präsident in der amerikanischen Geschichte ist. Die Geschichte scheint uns ja immer so ungefährlich, weil sie vorbei ist – aber es lohnt sich, dahin zurück zu kehren“.

"An der eigenen Souveränität festhalten"

Felicitas Hoppe warnt uns Europäer davor, in apokalyptische Schreckensstarre zu fallen. Sie empfiehlt, sich mit dem unglaublich schwierigen Land USA immer wieder zu konfrontieren, auch nach Silicon Valley zu fahren, um sich die Weltentwürfe dort anzuschauen – mit ihrem religiös anmutendem Überbau. "Es geht jetzt auch darum, an einer eigenen persönlichen Souveränität und Urteilskraft festzuhalten und das zu streuen“, sagt Hoppe, "und nicht die Decke über den Kopf zu ziehen oder sich in seine eigenen vier Wände einzusperren und nur noch die Bibel zu lesen, sondern wir sind da – wir können uns artikulieren, wir können miteinander reden, und wir können auf Dinge beharren, an die wir glauben, die wir für richtig halten, und das können wir durch unser Tun beglaubigen. Ich glaube fest daran, dass man hörbar und sichtbar machen muss, wer man ist und sich nicht verstecken darf“.