Eric Pfeil über seine CD ´13 Wohnzimmer´

"Komm gib mir einen Kuss / Die Zeit des Sterbens ist vorbei"

"Entweder gibt es den jubilierenden Liebes-Song oder den ´die-Frau-ist-weg-Song´, aber so ein bisschen zu feiern, was da ist, wenn man immer so an der Perfektion vorbeischrammt, gibt es eher selten", sagt Eric Pfeil. Seine neue CD hat er in 13 Wohnzimmern aufgenommen. In den Songs geht es um die "freudige Inkaufnahme" des Lebens.

Eric Pfeil ´13 Wohnzimmer´ / © Alfred Jansen (Eric Pfeil)
Eric Pfeil ´13 Wohnzimmer´ / © Alfred Jansen ( Eric Pfeil )

Eric Pfeil schaut in seinen Songs auf das, was da ist. Dazu hat er sich in 13 Wohnzimmer in ganz Deutschland begeben. Ohne Studio-Schnickschnack und High-Tech-Sounds, sondern ganz nah dran - in der Stube, in der WG, in 13 Wohnzimmern. "Im Zuge dessen gibt es tatsächlich auch einige krakeelende Kinder im Hintergrund, umfallende Bierflaschen hört man recht oft, Kirchenglocken hört man. Das war alles nicht erzwungen, sondern eher eine freudige Inkaufnahme", erzählt Pfeil. Das trifft es, eine freudige Inkaufnahme des Lebens. Aber bis man soweit ist, das Leben freudig in Kauf nehmen zu können, ist es ein weiter Weg. Eric Pfeil erzählt in seinen Liedern von diesem Weg, von der Vergeblichkeit eigener Bemühungen überhöhte Ziele zu erreichen und Träume zu verwirklichen, aber auch von der Vergeblichkeit, sich gegen das Ende zu wehren.

"Um einen Sarg zu tragen, braucht man vier Leute"

Sterben und Tod sind in den letzten Jahren in das Leben des Musikers eingebrochen. Sein Bruder, seine Mutter sind gestorben. Ein Song nimmt Gedanken auf, die ihm bei der Beerdigung seiner Mutter kamen. "Das Stück heißt ´Um einen Sarg zu tragen, braucht man vier Leute. Um drinnen zu liegen nur einen´. Das klingt erst einmal wie ein schnoddriger Witz", sagt Eric Pfeil. "Es ist aber das, was ich bei dieser Beerdigung gedacht habe. Da stirbt jemand und dann bekommen alle wahnsinnig viel zu tun. Trauerarbeit ist echte Arbeit und dauert ja und beschäftigt einen". Auf der Rückfahrt von der Beerdigung fuhr Eric Pfeil im Auto seiner verstorbenen Mutter, und als er sich umdrehte, sah er den getigerten Schal der Mutter, der dann auch in seinem Song auftaucht. "Und der liegt da, der Schal, den sie immer anhatte und der auch ihren Geruch gespeichert hat", erzählt er. "Das sind beseelte Gegenstände und ich finde auch gar nicht, dass ich denen das in meinen Liedern zuschreibe, sondern die sind das ja tatsächlich".

"Die Zeit des Sterbens ist vorbei"

Die Melancholie des Abschieds entsteht dadurch, dass die Menschen, die wir verlieren, nie verschwinden. Sie sind da, sie leben weiter – in uns und in der Welt um uns. "Selbst wenn eine Sache nicht so ist, ich kann sie doch erzählen, als wäre sie so – und dadurch wird sie bis zu einem gewissen Grad auch so", ist Eric Pfeil überzeugt. Und das hat nichts mit einer verschrobenen Wirklichkeitswahrnehmung zu tun, sondern mit uns und wie wir die Zumutungen des Lebens verwandeln können. So wie Eric Pfeil das in seinen Liedern tut, die uns zugleich in den und aus dem Alltag entführen, der danach zwar genauso eine Zumutung bleibt, die wir aber, nachdem wir die CD von Eric Pfeil gehört haben, freudig in kauf nehmen können. "Ich bin jetzt hier, und das, was hier ist, ist gut", sagt Pfeil. "Davor ist man vielleicht durch Trümmer gelaufen und hat die seltsamsten Sachen gesehen. Das mag auch weiter gehen, aber jetzt bin ich erst einmal hier". Oder wie der Musiker in einem Lied auf seiner neuen CD singt: "Komm gib mir einen Kuss / Die Zeit des Sterbens ist vorbei".


Quelle: