Christoph Poschenrieder über seinen Roman "Mauersegler“

"Den Tod anlachen - der lacht auch zurück“

"Wenn man über Dinge lacht, dann hat man sie auf eine bestimmte Distanz gebracht, dann sind sie einem nicht an der Gurgel – aber auch nicht aus der Sicht“, sagt Christoph Poschenrieder gegenüber domradio.de. In seinem Roman "Mauersegler“ erzählt er, wie fünf alte Herren sehr munter in einer Alten-WG leben und beschließen, sich zu helfen, wenn das letzte Stündlein schlägt.

Christoph Poschenrieder / © Daniela Agostini/Diogenes Verlag
Christoph Poschenrieder / © Daniela Agostini/Diogenes Verlag

Fünf Männer gründen eine Alten-WG in einer Villa am See. Zusammen wollen sie die verbleibenden Jahre verbringen, zusammen noch einmal das Leben genießen. Für den letzten – selbstbestimmten – Schritt zählen sie auf die Hilfe der Mitbewohner. Denn es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie und mit wem man alt wird.

Christoph Poschenrieder erzählt köstliche komisch, wie sich die alten Herren Kindheitsträume erfüllen, eine Modelleisenbahn in den Keller bauen oder einen ferrari-roten Rasenmäher kaufen. Alt werden heißt auch wieder Kind werden. Tod und Sterben versuchen sie mit einem ausgeklügelten System in den Griff zu bekommen, sie nennen es "Todesengelprogramm“. Ernst, der Computercrack der WG, entwickelt dieses Programm. Ernst ist es auch, der im Alter zurück zur Kirche findet. Christoph Poschenrieder erzählt: "Ich habe einen Verwandten, der spät wieder zur Kirche zurück gefunden hat, und den gucke ich mir manchmal an und der sieht sehr beruhigt aus und relaxed und der sagt, ja – das kommt daher“.

"Während ich den Roman schrieb, ist zunächst meine Frau lebensgefährlich erkrankt, dann ist mein Vater gestorben, dann bin ich fünfzig geworden und dann ist mein Hund gestorben, das war alles in vier Monaten Abstand“, sagt Poschenrieder. Er habe das Buch dann kurz Zur Seite gelegt und sich gefragt, ob das jetzt mit diesem schwarz-humorigen Ansatz noch funktioniere, ob das nicht pietätlos wirke. „Ich habe mich aber zusammengerissen und gesagt, jetzt erst recht, das ist so, nur so möglich – für mich zumindest“, ist Poschenrieder überzeugt: "Man darf den Tod anlachen – der lacht ja auch zurück“. Und dann verweist er auf die Darstellungen des Sensemanns zum Beispiel in und an italienischen Kirchen: "Die machen doch einen recht munteren Eindruck. Der Tod ist doch nicht dazu da, die Menschen einzuschüchtern“.