Christoph Hein über Gescheite, die scheitern

Weiskerns Nachlass

"Es gibt eine Grenze, über die ich nicht hinwegkomme. Eine Grenze der Herkunft, oder ich sollte besser sagen: Mir fehlt die Tradition, es zu verstehen". Rüdiger Stolzenburg sagt das. Er ist der Romanheld in Christoph Heins neuem Buch "Weiskerns Nachlass". Der Uni-Dozent Rüdiger Stolzenburg sucht nach dem Sinn des Lebens und interessiert sich für den Zen-Buddhismus. Aber er sieht ein, dass ihm "bestimmte Dinge verborgen bleiben", weil er im christlichen Abendland aufgewachsen ist und diese Herkunft seine Identität bestimmt.

 (DR)

Der Schriftsteller Christoph Hein hat mit Rüdiger Stolzenburg einen gescheiterten Akademiker erfunden, der "alt und zynisch" geworden ist. Stolzenburg gehört zum akademischen Prekariat, er ist promoviert und habilitiert, aber er hat nur eine halbe Stelle, die auch noch wegfallen soll. Auch privat läuft es nicht rund. Er ist geschieden und Single, ein kluger Kopf - aber arm und einsam, er ist ein Außenseiter, dem übel mitgespielt wird. Christoph Hein kritisiert in seinem Roman auch die Universitäten, die ihre Maximen und humanistischen Ideale der Wirtschaftlichkeit unterordnen: "Alles muss sich unmittelbar rechnen, aber das ist bei den Geisteswissenschaften, die auf Nachhaltigkeit angelegt sind, nicht möglich". Im domradio Autoreninterview spricht der Schriftsteller und Pfarrerssohn Hein auch über Weihnachten und über die Chancen der Kirchen, die mit dem Christfest in einer säkularen Welt verbunden sind.