Ariadne von Schirach über den nackten Jubel

"Für eine neue Lebenskunst"

„Wenn das Leben zur Ware gemacht wird, dann werden wir alle Krämer – klein und verkniffen“, sagt Ariadne von Schirach im domradio.de Interview. In ihrem Buch „Du sollst nicht funktionieren“ schreibt sie über die „Crux des Gottesdienstes am eigenen Bild“ und plädiert dafür, von seinem Ego Abstand zu nehmen, „wach zu sein, mitfühlend zu sein und anwesend in hellen und dunklen Tagen“.

Ariadne von Schirach / © Detlef Eden
Ariadne von Schirach / © Detlef Eden

„Was jemand auf Facebook postet, ist nur Ego. Das sind Bilder vom eigenen Ich – wie auch der Lebenslauf. Aber welcher Mensch ist denn nur sein Lebenslauf?“ fragt Ariadne von Schirach: „Dieses Lebenslauf-Ich hat aber eine enorme Festsetzungskraft. Mich interessiert, wie wir von diesen Ego-Festschreibungen wegkommen“. Was aber bleibt übrig, wenn wir all unsere Ichs abstreifen: Das Familien-Ich, das Berufs-Ich, das Eltern-Ich oder meinetwegen auch das Facebook-Ich. „Ein nackter Jubel“, antwortet die Autorin: „Der Mensch hat Momente des Nackt- und Namenlosseins. Wenn es mir zum Beispiel gelingt, auf einem längeren Waldspaziergang mit all den Selbsterzählungen aufzuhören, wenn ich weder mir noch dem Wald erzähle, wer ich bin, dann kann ich eine große Erleichterung erleben“.


Ariadne von Schirach / © Janosch Orlowski
Ariadne von Schirach / © Janosch Orlowski