Annika Reich über ihren Roman: „Die Nächte auf ihrer Seite“

Das Leben zwischen Privatheit und Weltgeschehen

„Mein Buch ist kein Aufruf: Runter von den Yogamatten – rauf auf die Straße“, erzählt Annika Reich im domradio.de Interview: „Das wäre albern. Ich will aber zeigen, dass gerade eine andere Vermischung von Ich und Welt stattfindet. Ich empfinde gerade einen starken Umbruch“.

Annika Reich / © Peter-Andreas Hassiepen
Annika Reich / © Peter-Andreas Hassiepen

In ihrem neuen Roman „Die Nächte auf ihrer Seite“ erzählt die Autorin die Geschichte von zwei Frauen, die erleben, dass nicht nur ihr privater Kosmos sondern auch das politische Weltgeschehen ihr Leben bestimmt.

„Sira hatte keine Lust auf eine politische Situation“, so beginnt der Roman von Annika Reich. Sira lebt in Berlin. Ihre Familie stammt aus Ägypten. Sie will dort ihre Cousinen besuchen, um mit ihnen Tennis zu spielen und auf dem Nil herum zu schippern. Doch dann gerät Sira in die Arabische Revolution und findet sich plötzlich auf dem Tahrir Platz als Demonstrantin wieder. „Sira muss erst einmal ihre Rolle finden. Sie steht für die vielen jungen Leute, die mitgerissen werden von den Ereignissen – auf dem Tahrir, Majdan oder Taksim Platz. Die jungen Leute sind da nicht ganz versichert, auf einmal politisch für ihr Land zu kämpfen. Sie müssen ihre Rolle erst finden“.

Auch Ada, eine „unglaublich impulsive Kölnerin“, die in Berlin lebt, merkt, dass sie sich dem Weltgeschehen nicht entziehen kann, dass die Politik immer näher an sie heran rückt. Das sei typisch für unsere Zeit, sagt Annika Reich: „Die Flüchtlinge stehen vor der Tür – oder man hat wie Ada plötzlich eine Schwägerin Sira, die auf dem Tahrir Platz demonstriert“. Ada versucht das alles in ihr ohnehin sehr turbulentes Leben einzuordnen. Ihre Ehe ist gescheitert, sie ist alleinerziehend, sie stürzt sich in Affären, aber sie merkt auch, dass die Liebe nicht nur aus Leidenschaft und haltlosen Affären besteht. „Ich glaube Ada versteht am Ende meines Romans etwas mehr vom Leben“, sagt Annika Reich.


Annika Reich / © Peter-Andreas Hassiepen
Annika Reich / © Peter-Andreas Hassiepen