„Der Mond ist aufgegangen“ – das Einschlaflied kennt jedes Kind. Den Dichter des Liedes aber umgibt jener „weiße Nebel wunderbar“, den er ebenfalls in dem Gedicht „Abendlied“ beschreibt. Er soll ein überaus geselliger Mensch gewesen sein, ein freundlicher Sonderling „in Kleidung und Frisur leicht aufgelöst“, wie ein Zeitgenosse schrieb. Am 21. Januar 1815, also vor genau 200 Jahren, starb Matthias Claudius. Im domradio.de Interview erzählt die Claudius Expertin Annelen Kranefuss über sein Leben, über sein Elternhaus, seinen „Wandsbecker Boten“, seine Unfähigkeit, sich mit Bürokratie und Hierarchien zu arrangieren und über seine Kritik an der Aufklärung.
„Er war ein Aufklärer, der über die Aufklärung aufklärte“, sagt Annelen Kranefuss: „Er kritisierte diejenigen, die die menschliche Autonomie absolut setzten. Claudius wies darauf hin, dass es auch eine Abhängigkeit gibt, und da kommen wir vielleicht erst heute drauf, am Ende dieser Fortschrittsepoche.“ Mathias Claudius konnte in seinen Satiren scharf sein, er lebte aber aus einer stillen Gottergebenheit. „Den frommen Zeigefinger findet man bei Claudius allerdings nicht“, sagt Kranefuss: „Was das bessere ist, das muss jeder für sich selbst herausfinden - das ist die Botschaft vieler Claudius Texte.“