Annelen Kranefuss über Matthias Claudius

Die goldnen Sternlein prangen / Am Himmel hell und klar

„Was hat Matthias Claudius eigentlich im Innersten bewegt hat“, fragte sich die Claudius Biografin Annelen Kranefuss und findet eine Antwort: „Das sind Sonne, Mond und Sterne. Das kommt in all seinen Gedichten zum Ausdruck. Er ging ja auch immer spazieren und freute sich an der Natur und dann kam die Besinnung: wer hat das alles erschaffen. Sonne, Mond und Sterne sind an die Schöpfung angebunden.“

Matthias Claudius (dpa)
Matthias Claudius / ( dpa )

 „Der Mond ist aufgegangen“ – das Einschlaflied kennt jedes Kind. Den Dichter des Liedes aber umgibt jener „weiße Nebel wunderbar“, den er ebenfalls in dem Gedicht „Abendlied“ beschreibt. Er soll ein überaus geselliger Mensch gewesen sein, ein freundlicher Sonderling „in Kleidung und Frisur leicht aufgelöst“, wie ein Zeitgenosse schrieb. Am 21. Januar 1815, also vor genau 200 Jahren, starb Matthias Claudius. Im domradio.de Interview erzählt die Claudius Expertin Annelen Kranefuss über sein Leben, über sein Elternhaus, seinen „Wandsbecker Boten“, seine Unfähigkeit, sich mit Bürokratie und Hierarchien zu arrangieren und über seine Kritik an der Aufklärung.

„Er war ein Aufklärer, der über die Aufklärung aufklärte“, sagt Annelen Kranefuss: „Er kritisierte diejenigen, die die menschliche Autonomie absolut setzten. Claudius wies darauf hin, dass es auch eine Abhängigkeit gibt, und da kommen wir vielleicht erst heute drauf, am Ende dieser Fortschrittsepoche.“ Mathias Claudius konnte in seinen Satiren scharf sein, er lebte aber aus einer stillen Gottergebenheit. „Den frommen Zeigefinger findet man bei Claudius allerdings nicht“, sagt Kranefuss: „Was das bessere ist, das muss jeder für sich selbst herausfinden - das ist die Botschaft vieler Claudius Texte.“