Angelika Klüssendorf über "Das Mädchen"

Flucht aus einer Kindheitshölle

Sie wird geschlagen, gedemütigt, gequält. Ihre allein erziehende Mutter ist eine Sadistin, ein Muttermonster. Angelika Klüssendorf entwirft in ihrem Roman "Das Mädchen" eine Kindheitshölle. "Sie wird nie entkommen können," heißt es zu Beginn des Romans, aber die Autorin macht hinter diesen Satz ein Fragezeichen, denn das Mädchen hat einen ungeheuren Widerspruchsgeist in sich. Sie lernt sich zu wehren, sie entwickelt gegen die Quälerei der Mutter ein eigenes Selbstbewußtsein.

 (DR)

Angelika Klüssendorf hat einen modernen Entwicklungsroman geschrieben. Ihr Mädchen hat ein anarchistisches "Widerstandgen" in sich, das sie rettet. Dazu kommt eine weitere Rettungsinsel: Die Bücher. Schon in der Kindheit verschlingt sie den Roman "Der Graf von Monte Christo". Später kommt sie ins Kinderheim und entdeckt dort die Weltliteratur. Angelika Klüssendorf erzählt beeindruckend, wie es einem Mädchen aus einer zerstörten Familie gelingt, sich zu behaupten und sich aus einer Kindheitshölle zu befreien. Im domradio Autoreninterview spricht Angelika Klüssendorf darüber, was passiert, wenn ein Kind nicht geliebt wird? "Man bleibt nicht immer ein beschädigtes Wesen. Aber man hat bestimmt Schwierigkeiten mit dem Urvertrauen und wird ein Leben lang misstrauisch bleiben."