Adam Zagajewski – ein katholischer Grenzgänger

"Wir leben im Abgrund. Im dunklen Wasser. Im Glanz"

"Ich bin sehr tief mit meiner katholischen Kindheit verwurzelt", sagt der wichtigste Lyriker polnischer Sprache, Adam Zagajewski. Die Kirche habe vor dem Kommunismus in Polen nicht kapituliert: "Damals war die katholische Kirche viel ehrlicher und viel älter, viel schöner. Man fühlte sich in der Kirche gut und behütet". Zagajewski schloss sich schon früh dem polnischen Widerstand gegen das kommunistische Regime an. Die polnische Amtskirche heute sieht Zagajewski kritischer.

 (DR)

Ihm scheint es, als habe die Kirche die großen Systemänderungen ganz unvorbereitet getroffen. Viele Priester in Polen seien heute sehr arrogant und sehr nationalistisch: " die verstehen die Probleme der Menschen nicht mehr", sagt Adam Zagajewski im domradio.de Interview. Der Lyriker sieht sich selbst "auf der Grenze der Kirche". Er fühlt sich eher den katholischen Mystikern verbunden, "die immer ein Problem mit der Amtskirche hatten, weil die Kirche ein wenig neidisch und skeptisch den Mystikern gegenüber war." Die Poesie und die Gedichte stehen für Zagajewski in der Tradition der Gebete, mit denen alle Dichtung angefangen habe. Obwohl ein Dichter nun, weiß Gott, kein Priester sei, denn für einen Dichter bleibe die Suche offen, eine Suche, "wo man sich sogar davor fürchtet, etwas zu finden". Im domradio.de Interview stellt Adam Zagajewksi auch seinen neuen Lyrikband: "Unsichtbare Hand" vor - eine persönliche Auswahl seiner besten Gedichte aus den letzten zehn Jahren.



Adam Zagajewski / "Unsichtbare Hand"  / Hanser Verlag / 130 Seiten / 14 Euro 90