Vom verlorenen Sohn zum Kirchenvater

Heiliger Augustinus von Hippo

Der Heilige Augustinus gilt als einer der größten und einflussreichsten Theologen. Seine Auto-Biographie: "Confessiones" zu deutsch "Bekenntnisse" ist bis heute ein Bestseller. Geboren wurde Aurelius Augustinus am 13. November 354.

 (DR)

Zügelloser Augustinus

"Ich gierte und hungerte nach Genüssen und ließ ohne Scham und in buntem Wechsel lichtscheue Liebesleidenschaft ins Kraut schießen. Aus dem Sumpf fleischlicher Begierde stiegen Dünste auf und umnebelten mein Herz, dass es den Glanz reiner Liebe nicht unterscheiden konnte von der Düsternis der Wolllust."

Kaum zu glauben, aber diese Zeilen stammen von einem Bischof. Noch dazu von einer der maßgeblichsten Figuren der Katholischen Kirche, dem Heiligen Augustinus. Als er um das Jahr 400 diese Zeilen in seinen Bekenntnissen aufschreibt, ist er Bischof von Hippo in Nordafrika. Doch bis dahin war es für Augustinus ein langer Weg, der oft in eine ganz andere Richtung lief.

Von einem zügellosen Leben und sexuellen Ausschweifungen ist die Rede, er wurde Vater eines unehelichen Sohnes und wandte sich dem Manichäismus zu, einer radikalen Sekte, die es dem Christentum im 4. Jahrhundert schwer machte.

Berühmteste Tränen der Kirchengeschichte

Eine Person, die sich dabei immer um Augustinus sorgt und sich stets bemüht, ihn auf den rechten Weg zu bringen, ist seine Mutter Monika. In den Bekenntnissen schreibt Augustinus, wie sehr die christliche Mutter unter dem Lebenswandel ihres Sohnes litt:

"Es weinte um mich zu dir, o Herr, meine Mutter. Du hast ihre Tränen nicht verachtet, die ihren Augen entströmten und den Boden benetzten, wo immer sie betete. Da hast du von der Höhe herab deine Hand ausgestreckt."

Es sind die berühmtesten Tränen der Kirchengeschichte, die Monika unentwegt um ihren Sohn weinte. Ein Bischof soll auf ihr Klagen schon früh zugesichert haben:

"Frau, so wahr du lebst: Ein Sohn so vieler Tränen kann nicht verloren gehen."

Sinnsuche auf dem Weg des Erfolgs

Er sollte Recht behalten. Auch wenn es ein langer Weg war. Augustinus kam früh zu Erfolg und Ruhm. Nach dem Studium der freien Künste, wurde er in Karthago vielbeachteter Dozent für Rhetorik. Im Jahr 384 wechselte er als Hochschullehrer in die damalige Hauptstadt des römischen Reiches, nach Mailand.

Seine Beziehung zum Manichäismus ist zu diesem Zeitpunkt schon gestört. In der Lehre der Sekte erkennt er zunehmend Widersprüche. Doch auch dem Christentum steht er weiter skeptisch gegenüber.

Die Bibel überzeugt ihn nicht. Bis er in Mailand auf Bischof Ambrosius trifft. Zunächst aus rein beruflichem Interesse lauscht Augustinus den Predigten des Bischofs, der als wortgewaltig gilt. Doch Ambrosius fasziniert Augustinus und seine bisherige Meinung über das Christentum wird zunehmend erschüttert. In seinem Innerem wächst das unerträgliche Gefühl, sein Suchen könnte bisher in die falsche Richtung und sein Leben womöglich nutzlos gewesen sein.

Selbstzweifel und Erschütterungen nagen an Augustinus, bis es im Garten seines Hauses auf dem Höhepunkt seiner Not zur plötzlichen Bekehrung.

Wieder Tränen - und Bekehrung

"Und jetzt in diesem wilden Kampf, in dem ich verzweifelt mit meiner Seele rang, warf ich mich unter einen Feigenbaum zur Erde und ließ den Tränen freien Lauf. Wie lange noch? So sprach ich und weinte in bitterster Zerknirschung meines Herzens. Und sieh, da höre ich vom Nachbarhause her eines Knaben oder eines Mädchen Stimme, die immer wieder sagt: 'Nimm und lies, nimm und lies!'"

Sofort steht Augustinus auf, geht in das Haus und schlägt die Heilige Schrift auf: Sein erster Blick fällt dabei auf diesen Satz:

"'Nicht maßloses Essen und Trinken, nicht Ausschweifung und Unzucht, nicht Hader und Neid. Ziehet an Jesus Christus und hütet euch vor fleischlichen Gelüsten'. - Weiter wollte ich nicht lesen und brauchte es auch nicht. Denn kaum hatte ich den Satz beendet, durchströmte mein Herz das Licht der Gewissheit, und alle Schatten des Zweifels waren verschwunden."

Augustinus ist am Ziel seiner Suche. Endlich überzeugt lässt er sich taufen.

Was folgt ist bemerkenswert: Vier Jahre nach seiner Bekehrung wird er Priester, weitere fünf Jahre vergehen und Augustinus ist Bischof. Er wird zu einem der größten Theologen der Kirchengeschichte. Seine Texte und sein Denken beeinflussen seitdem entscheidend die Theologie der Kirche.