Christlicher Ursprung der Ostermarsch-Tradition

Der erste Ostermarsch

7. April 1958 – Karfreitag. Hunderte Demonstranten sammeln sich auf Londons Trafalgar Square. 80 Kilometer wollen sie in den nächsten drei Tagen gemeinsam gehen, um am Ostersonntag am britischen Atomforschungszentrum Aldermaston zu sein.

Ostermarsch in Berlin (dpa)
Ostermarsch in Berlin / ( dpa )

Ban the bomb – Verbietet die Bombe!

Das ruft die Menge. Gemeint ist die Wasserstoff-Bombe. Sie ist Teil des Wettrüstens zwischen den Staaten von NATO und Warschauer Pakt. Die Demonstranten fordern Großbritannien zur einseitigen Abrüstung auf, zum völligen Verzicht auf alle, seine Kernwaffen. An der Spitze der Protestbewegung: Die CND, Kampagne zur nuklearen Abrüstung.

Selbstverpflichtung der CND

"Der Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin deshalb entschlossen, keine Art von Krieg weder direkt noch indirekt zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuarbeiten".

Geburt des Peace-Zeichens

Extra für die CND hat der Designer Gerald Holtom das so genannte Peace-Zeichen entworfen. Ein Kreis als Symbol für die Weltkugel, darin eine vertikale Linie mit zwei diagonal angelehnten Strichen: Im Marine-Alphabet die Zeichen für das N und das D von CND.

Geistliche und Philosophen an der Spitze

Gründungsväter dieser Organisation sind der Philosoph und Nobelpreisträger Lord Bertrand Russell sowie der Domherr der Londoner St. Paul's Cathedral, der Anglikaner John Collins.

Während des zweiten Weltkriegs hatte er als Militärseelsorger gearbeitet. Seitdem setzt er sich dafür ein, dass christlicher Glaube auch in gesellschaftlichem Engagement und politischem Einsatz sichtbar wird. Vor allem der Kampf gegen die Apartheid in Südafrika liegt ihm am Herzen. 

Überraschung im Regen

Es regnet, als die Demonstranten am Ostersonntag in Aldermaston ankommen. Aus den wenigen Hundert sind den Weg über 10.000 Protestler geworden.

Sie repräsentieren sämtliche Gesellschaftsschichten: Väter mit Kindern auf den Schultern sind genauso dabei wie Frauen im Sonntagskleid, körperlich angeschlagene Greise ebenso wie junge Studenten.

Der Ostermarsch hatte sich während der drei Reisetage herumgesprochen und wird mittlerweile öffentlich von Kirchen, Gewerkschaften und Politikern unterstützt.

Die außerparlamentarische Demokratie ist geboren

Die beiden Quäker, Helga und Konrad Tempel, gelten als diejenigen, welche die Tradition der Ostermärsche auch nach Deutschland bringen. Zwei Jahre später beginnt auch hier die neue Friedensbewegung.