Das Hilarionkloster im Gazastreifen

 © Mizkit (shutterstock)

1997 wurden bei Bauarbeiten südlich von Gaza Überreste einer großen Klosteranlage gefunden. Die Ruinen des "Tell Umm el-Amr" aus dem 4. bis 9. Jahrhundert erstrecken sich über eine Fläche von 14.500 Quadratmetern.

Die Anlage ist unterteilt in einen kirchlichen Teil im Süden, der religiösen Feiern vorbehalten war, sowie einen Pilgerbereich im Norden, zu dem ein Pilgerhotel sowie eine sich über 1.000 Quadratmeter erstreckende beheizte Badeanlage gehörten. Gefunden wurden Reste von drei aufeinanderfolgenden Kirchen, die über einen Zeitraum von mehr als 400 Jahren um das Grab Hilarions errichtet wurden. Die Krypta ist in ihrer Größe und Ausstattung ohne Vergleich in der Levante. Zu den Funden gehören Mosaik- und Marmorböden sowie vier Baptisterien.

Das Kloster lag im 5. und 6. Jahrhundert an einer Kreuzung der wichtigsten Handelsrouten. Anordnung und Ausbau der Stätte deuten laut dem verantwortlichen französischen Archäologen Rene Elter auf eine massive Zunahme von Taufen sowie einen christlichen Pilgertourismus hin. Mit der arabischen Invasion im 7. Jahrhundert wurden die Routen unsicher, und der Ort verlor an Bedeutung. Ein Erdbeben zerstörte Teile der Anlage.

Münzfunde aus islamischer Zeit deuten laut Elter darauf hin, dass Teile des Komplexes von Muslimen genutzt wurden. Grabfunde legten ferner nahe, dass es über einen gewissen Zeitraum eine Kohabitation von Christen und Muslimen gegeben habe. Spätere Bewohner der Gegend verwerteten die Steine der Klosteranlage als Baumaterialien weiter. Seit 2012 ist der Komplex in der sogenannten Tentativliste der Unesco eingetragen. Die Ständige Delegation Palästinas strebt eine Aufnahme des Klosters als Welterbestätte an. (KNA/18.8.2021)