Ein TV-Blick hinter die Kulissen

Weihnachten im Vatikan

Weihnachten, neben Ostern das zentrale Fest der Christen, ist hierzulande untrennbar verbunden mit Glühweinduft, Einkaufsstress und "O du fröhliche". Wie aber wird im Zentrum der katholischen Christenheit gefeiert? Filmemacherin Rita Knobel-Ulrich hat sich im Vatikan umgesehen - und dabei die Besonderheiten des vielleicht geheimnisvollsten Staates der Welt kennen gelernt.

 (DR)

Die ARD zeigt den Film "Weihnachten im Vatikan" an diesem Sonntag um 18.00 Uhr in der Reihe "Gott und die Welt". Zu sehen sind Menschen, die im Großen und Kleinen an den Vorbereitungen für die Feierlichkeiten im und um den Petersdom beteiligt sind.



Da sind zunächst die Männer, die den Schwertransporter mit der 30-Meter-Tanne auf den Petersplatz lenken. Jedes Jahr darf ein anderes Land den Baum liefern, der dann quasi unter den Fenstern der Papstgemächer prangt. Daneben wird die monumentale Krippe aufgebaut, in der Maria, Josef und das Kind im XXL-Format zu Heiligabend Einzug halten. Knobel-Ulrich und ihr Team waren schon Anfang Dezember bei der Baumlieferung und der "Grundsteinlegung" der Krippe dabei. "Wir wollten zeigen, was alles hinter den Kulissen geschieht, damit die Weihnachtstage im Vatikan so glanzvoll ablaufen, wie es die Gläubigen aus aller Welt jedes Jahr erleben", berichtet die Hamburger Autorin, selbst evangelisch.



15 Drehtage hat der Norddeutsche Rundfunk ihr bewilligt, ungewöhnlich viel für einen 30-Minüter, auch wenn am 24. Dezember um 12 Uhr nochmals die 45-Minuten-Version "Weihnachtszeit im Vatikan" im NDR Fernsehen gezeigt wird. Den Grundstein zur Filmidee legte ein langes Gespräch, das die Autorin mit dem Sekretär des Papstes, Georg Gänswein, vor zwei Jahren hatte. Dem geplanten Porträt stimmte der "George Clooney des Vatikan" leider schließlich doch nicht zu, bedauert Knobel-Ulrich. Stattdessen entstand der Weihnachtsfilm.



"Keiner sagt etwas, bevor das nicht autorisiert ist"

"Man merkt schon, dass man im Zentrum einer Weltkirche ist", hat die Filmemacherin schon bei den Vorbereitungen der Dreharbeiten erfahren. "Jedes Wort, das jeder sagt, wird auf die Goldwaage gelegt. Keiner sagt etwas, bevor das nicht autorisiert ist." So habe sie "ganz unbefangen" die frühere Haushälterin von Papst Benedikt XVI. angerufen, die zunächst auch zum Interview bereit gewesen sei. Schließlich kam doch der Rückzieher - auf leisen Druck von oben, wie die ehemalige Papstangestellte bedauernd andeutete. Auch den bayerischen Kaufmann, der Benedikt XVI. jedes Jahr Plätzchen und Adventskränze aus der alten Heimat liefert, bekam die Autorin nicht vor die Kamera. "Manches kam mir vor wie - mit Verlaub - damals in der Sowjetunion", sagt die promovierte Slawistin Knobel-Ulrich.



So ist der Film alles andere als "papstlastig": Die wenigen Bilder des Kirchenoberhauptes und seines Sekretärs sind Aufnahmen des offiziellen Vatikan-Fernsehens CTV. "Weihnachten im Vatikan" lebt von Menschen wie dem Krippenbauer Adorno, der jeden Tag auf die Geburt seines Enkelkindes wartet und Filmteam und Zuschauer an seiner geradezu adventlichen Erwartung teilhaben lässt. Oder den drei Ordensfrauen Elvira, Adelaida und Rita, die dafür sorgen, dass die liturgischen Gewänder des Papstes ohne Fehl und Tadel sind, die Spitzen gebügelt, die Mitren gebürstet. In der Christmette sieht man die Ordensfrauen zufrieden lächeln: Dass Benedikt ordentlich angezogen ist, ist auch ihr Werk.



Außerdem zeigt der Film die Jungen vom Chor der Sixtinischen Kapelle, die Schweizer Gardisten, den Chef der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord, den Vatikanischen Chefgärtner Paolo Ferrara, der für den prachtvollen Blumenschmuck im Petersdom verantwortlich zeichnet, und - doch noch ein hoher vatikanischer Würdenträger - den päpstlichen Zeremonienmeister Erzbischof Guido Marini. Bei allen drehtechnischen Widrigkeiten, die die Autorin erlebt hat: Für Rita Knobel-Ulrich markiert "Weihnachten im Vatikan" etwas ganz Besonderes unter ihren rund 150 Filmen. Und der Zuschauer im verschneiten Deutschland erlebt einen "menschelnden" Blick hinter die Kulissen einer Weltkirche.