Zentralrat der Muslime verurteilt Rassismus unter Muslimen

"Passt auf, wo ihr mitlauft!"

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, hat sich klar gegen Antisemitismus in der muslimischen Gemeinschaft positioniert. Auch im Islam sei es Sünde, Judenhass und Antisemitismus zu verbreiten.

Kuppel einer Moschee  (shutterstock)

Im Deutschlandfunk sagte er am Samstag, ohne Zweifel gebe es Muslime, die sich antisemitisch verhielten und Judenhass predigten. Aber jede Form von Menschenfeindlichkeit müsse bekämpft werden. Und immer wieder müsse man klarmachen, dass es auch "im Islam eine Sünde ist, Judenhass und Antisemitismus zu verbreiten".

Muslimische Verbände sollen Schweigen brechen

Diese Botschaft komme noch nicht bei allen in den muslimischen Gemeinden an, so Mazyek weiter. Und er wünsche sich, dass noch viel mehr muslimische Verbände ihr Schweigen brechen und sich klarer positionieren würden in dieser Richtung.

Aiman Mazyek / © Markus Nowak (KNA)
Aiman Mazyek / © Markus Nowak ( KNA )

Zugleich warnte er vor einer Pauschalisierung. Natürlich müssten antisemitische Verstöße bei pro-palästinensischen Protesten geahndet werden. Diese hätten dort nichts zu suchen.

Allerdings forderten viele Demonstranten lediglich einen Waffenstillstand oder humanitäre Hilfe im Gazastreifen. Zudem gebe es viele Aufrufe zu Friedensgebeten oder zu Schweigeminuten. Dies dürfe nicht alles in einen Topf geworfen werden.

Auch Rassismus gegen Muslime habe zugenommen 

Mazyek ergänzte mit Blick auf die am Wochenende geplanten Demonstrationen, der Zentralrat appelliere an alle, genau zu überlegen, an welchen Veranstaltungen sie sich beteiligen wollten und wer dort noch auf die Straße gehe: "Passt auf, wo ihr mitlauft!"

Der Zentralrats-Vorsitzende fügte hinzu, auch der Alltagsrassismus gegen Muslime in Deutschland habe stark zugenommen. Erst am Freitag hätten zwei Moscheen Hassbriefe mit verbrannten Koranseiten erhalten. Dies sei eine generell gefährliche Entwicklung, gegen die vorgegangen werden müsse.

Zentralrat der Muslime

Von den etwa vier Millionen in Deutschland lebenden Muslimen ist nur ein Teil in religiösen Gemeinden oder Vereinen organisiert. Religiöse Gemeinschaften müssen keine Mitgliederzahlen nennen - eine exakte Übersicht gibt es nicht.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland mit Sitz in Köln ist der bekannteste der Verbände. Er hat 24 muslimische Organisationen als Mitglieder. Unter den Dachverbänden gehört er aber zu den kleinen - mit 300 Moscheegemeinden und 15 000 bis 20 000 Mitgliedern. Damit vertritt er eine Minderheit der Muslime in Deutschland. (dpa)

Symbolbild Islam / © okanozdemir (shutterstock)
Quelle:
KNA