Kapitelsamt im Kölner Dom

Den Finger in die Wunde legen

DOMRADIO.DE übertrug am zweiten Sonntag der Osterzeit das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Thomas Weitz. In seiner Predigt sprach er über die Wunden Jesu und auch unsere eigenen Wunden im Leben.

Jesus erscheint nach seiner Auferstehung dem Apostel Thomas / © Nancy Bauer (shutterstock)
Jesus erscheint nach seiner Auferstehung dem Apostel Thomas / © Nancy Bauer ( shutterstock )

Das Evangelium stelle uns an diesem österlichen Tag die Frage, wie wir mit unseren Wunden und denen der Anderen umgehen, sagte Domkapitular Weitz in seiner Predigt und fragt weiter, aus welcher Motivation wir den Finger anderen in die Wunde legen. Wir müssten dies in der gegenwärtigen Zeit oftmals erleben, die von erhitzten Debatten geprägt sei. Es gebe kaum Menschen, die nicht tiefe Wunden in ihrem Leben davontrügen.

Weitz ging in diesem Zusammenhang auch auf den französischen Komponisten Louis Vierne ein, dessen "Messe Solennelle" im Kapitelsamt vom Jugendchor der Kathedrale von Grenoble in Frankreich gesungen wurde. Die Biografie von Louis Vierne sei auch von vielen Wunden geprägt. Wunden zu sehen und sie ernst zu nehmen, das sei die Aufgabe von uns in der heutigen Zeit.

Der französische Jugendchor "Petits Chanteurs de Grenoble", unter der Leitung von Paul-Clemens Steffens, sang gemeinsam mit dem Kölner Domchor unter der Leitung von Eberhard Metternich. An der Querhausorgel spielte Winfried Bönig; an der Langhausorgel Ulrich Brüggemann.

Der Weiße Sonntag hat seinen Namen daher, dass in der Alten Kirche die in der Osternacht neu Getauften ihr weißes Taufkleid bis zu diesem Tag trugen. Heute erinnern die weißen Kleider der Erstkommunionkinder noch an die Würde, die uns in der Taufe geschenkt wurde und die wir in jeder Begegnung mit dem Herrn in der Eucharistie neu erfahren.

Papst Franziskus inzensiert am Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit auf dem Petersplatz eine Darstellung des barmherzigen Jesus / © Paolo Galosi (KNA)
Papst Franziskus inzensiert am Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit auf dem Petersplatz eine Darstellung des barmherzigen Jesus / © Paolo Galosi ( KNA )

Papst Johannes Paul II. hat diesen Tag zum Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit erklärt, um noch einmal in Erinnerung zu rufen, was uns in Tod und Auferstehung des Herrn geschenkt ist: "Lass uns immer tiefer erkennen, wie heilig das Bad der Taufe ist, das uns gereinigt hat, wie mächtig dein Geist, aus dem wir wiedergeboren sind, und wie kostbar das Blut, durch das wir erkauft sind." (Aus dem Tagesgebet)

Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, April 2022, www.tedeum-beten.de