Morgenimpuls von Schwester Katharina

Herr, öffne meine Lippen!

Jeden Tag beginnt das erste Gebet in Schwester Katharinas Konvent mit den Worten "Herr, öffne meine Lippen, damit mein Mund dein Lob verkünde." Aber was bedeutet das für den Alltag?

Eine Frau spricht ein Gebet / © Ariwasabi (shutterstock)
Eine Frau spricht ein Gebet / © Ariwasabi ( shutterstock )

"Herr, öffne meine Lippen, damit mein Mund dein Lob verkünde." So beginnt bei uns im Konvent das erste Gebet am Morgen und wir machen dabei mit dem Daumen der rechten Hand ein Kreuz auf den Lippen. Zu Beginn meines Ordensleben habe ich diese Geste gelernt und vollzogen. Je länger ich aber im Kloster lebe und das sind schon fast 40 Jahre, desto mehr mache ich mir Gedanken über diesen Anfang jeden Tages.

Ich bitte Gott, mir die Lippen zu öffnen, damit ich überhaupt in der Lage bin, sein Lob zu verkünden. Es ist also nicht nur mein guter Wille, das jetzt zu tun, obwohl ich vielleicht müde oder erkältet oder wie im Moment allergisch auf Pollen bin, oder ob ich vielleicht heute keine Lust habe. Ich bitte Gott um seine Hilfe, dass aus meinem Mund sein Lob verkündet werden kann.

Ich denke immer mehr, das gilt nicht nur für die 20 Minuten des Morgenlobs, sondern den ganzen Tag. Das heißt aber auch, dass ich den ganzen Tag über das Lob Gottes verkünden kann. Nein, nicht den ganzen Tag lauter Gebet sprechen, sondern eher den ganzen Tag lang alles, was ich sage, zum Lob Gottes machen. Bei der Plauderei beim Essen, am Telefon, beim Mailen, bei Haustürgesprächen, beim Einkaufen und bei allem, was ich so über den Tag tue.

Wenn alles, was ich sage, singe und tue, dazu dienen kann, das Lob Gottes zu verkünden, dann geht manches Dumme, Leichtfertige, Gehässige, Sinnlose vielleicht doch nicht mehr so leicht über meine Lippen. Wenn ich daran denke, dass ich Gott gebeten habe, meine Lippen zum Lob zu öffnen, dann schließe ich meine Lippen vielleicht auch öfter mal, wenn das, was da raus will, nicht gerade seinem Lob dient.

Es ist also ein guter Gedanke, dieses morgendliche "Herr öffne meine Lippen, damit mein Mund dein Lob verkünde."

 


Quelle:
DR