Kardinal Meisner segnet Karmel auf dem Siegburger Michaelsberg

Keine "Hungerkünstler der Liebe"

Zwei Jahre nach dem Weggang der Benediktiner leben wieder Mönche auf dem Michaelsberg in Siegburg. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner segnete am Donnerstagabend die Räume für die neue Gemeinschaft der Unbeschuhten Karmeliten.

Kardinal Meisner und die Mönche (KNA)
Kardinal Meisner und die Mönche / ( KNA )

Die sechs neuen Bewohner stammen aus der südwestindischen Provinz Manjummel im Bundesstaat Kerala. Der Einsegnung voran ging eine Prozession von der Siegburger Kirche St. Servatius auf den Michaelsberg, wo in der Abteikirche ein Festgottesdienst gefeiert wurde. In seiner Predigt betonte Meisner, dass die Karmeliter einen sehr wertvollen Dienst übernähmen. Die Menschen brauchten Zeugen, die durch ihr Dasein Gott bezeugen. Wer wie die Ordensleute ehelos lebe, sei kein "Hungerkünstler der Liebe". Vielmehr lebe er vor, dass die Liebe Gottes allein genüge. Im Anschluss an die Predigt segnete der Kardinal die indischen Patres.
 
Die Ordensleute wollen täglich 24 Stunden für Gespräche in Lebens- und Glaubensfragen zur Verfügung stehen und arbeiten in der Seelsorge umliegender Gemeinden mit. Am Sonntag feiern sie um 12.00 Uhr ihre erste feierliche Konventmesse. Neben dem Karmel will das Erzbistum Köln  auf den Michaelsberg das Katholisch-Soziale Institut (KSI) aus Bad Honnef verlegen. Dazu wird der Gebäudekomplex saniert und erweitert. Auf dem Gelände ist auch das Edith-Stein-Exerzitienhaus der Erzdiözese untergebracht.

Die Unbeschuhten Karmeliter zählen rund 4000 Mitglieder

Die Unbeschuhten Karmeliter sind eine Ordensgemeinschaft päpstlichen Rechts. Sie entstand im 16. Jahrhundert als Reformbewegung des Karmeliterordens und ist seit 1593 selbstständig. Alle karmelitischen Gemeinschaften wurzeln im Stammorden, der zu Beginn des 13. Jahrhunderts im Karmelgebirge in der Nähe der Stadt Haifa (Israel) entstand.

Es gibt einen männlichen und einen weiblichen Zweig. Besondere Kennzeichen der Spiritualität sind strenge Klausur und Kontemplation, also innere Sammlung. Die Ordensgemeinschaft der Unbeschuhten Karmeliten hat rund 4000 Mitglieder. Ihr Generalsuperior residiert in Rom.

Ein Karmelit lebt in der Regel mit drei bis zehn Mitbrüdern zusammen und steht zugleich in Kontakt und geistlichem Austausch mit den Mitbrüdern in anderen Konventen und des ganzen Ordens. Der Tagesablauf ist von den Zeiten des gemeinsamen und persönlichen Gebets und der Meditation geprägt.

Im Jahr 1064 gründeten Benediktiner die Abtei auf dem Michaelsberg

Der Kölner Erzbischof Anno II. gründete im Jahr 1064 die Benediktinerabtei auf dem Michaelsberg. Brände im 18. Jahrhundert zerstörten den ursprünglichen Bau. Er wurde durch den bis heute existierenden barocken Gebäudekomplex ersetzt. Nach der Auflösung der Abtei 1803 wurden die Gebäude erst als Kaserne, dann als Nervenheilanstalt und später als Zuchthaus genutzt. Ab 1914 wurde die Abtei mit kurzer Unterbrechung im Zweiten Weltkrieg von einem Benediktinerkonvent bewohnt.

Am 8. November 2010 verkündeten die Benediktiner, die Abtei Michaelsberg aufzugeben.

(KNA, domradio, dpa)