Pontifikalamt im Kölner Dom mit Kardinal Meisner

Darstellung des Herrn

domradio.de übertrug am Montag das Pontikalamt zum Fest der Darstellung des Herrn live aus dem Kölner Dom. Zelebrant und Prediger war Joachim Kardinal Meisner. Es sang das Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Eberhard Metternich. Die Orgel spielte Winfried Bönig.

 (DR)

Das Fest, das wir heute feiern, hat im Laufe der Zeit mehrfach seinen Schwerpunkt und seine Bezeichnung geändert. Im 4. Jahrhundert kennt man in Jerusalem das "Fest der Begegnung" zwischen Jesus und seinem durch Hanna und Simeon vertretenen Volk. Seit dem 6. Jahrhundert findet sich das Fest im Kalender der römischen Kirche; nun wird die kultische Reinigung der Mutter nach der Geburt betont (vgl. das Evangelium). Weil im Evangelium Jesus als Licht der Heidenwelt begrüßt wird, wurde der 2. Februar mit Lichterprozessionen begangen; daher stammt der Name "Mariä Lichtmess". Seit der Liturgiereform wird der Charakter als Christusfest betont: "Darstellung des Herrn". Die Rückbesinnung auf das Fundament Christus ist gut und notwendig. Und dennoch - jede Zeit hat ihren je eigenen, unersetzlichen und unseren Glauben bereichernden Blick auf das Geheimnis dieses Festes!

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Gott kümmert sich doch nicht um uns und unsere Angelegenheiten. Schlimmes geschieht, doch Gott rührt sich nicht. Es rührt ihn nicht! So denken manche in Jerusalem. Die einen fühlen sich von Gott vernachlässigt, ja verlassen, die anderen sind froh, dass er fortbleibt und ihnen nicht so genau auf die Finger schaut. In aller Seelenruhe gehen sie ihren windigen Geschäften nach. Der Prophet Maleachi ("mein Bote") verkündet, dass Gott das Unrecht nicht mehr ertragen will und dass er sehr wohl kommen wird - zum Gericht. Ein Glück für die Unterdrückten, ein Schrecken für die Unterdrücker. Doch Maleachi verheißt den Tag Jahwes letztlich als Tag der Rettung für ganz Israel: Gottes Wort ist ein Wort des Heils. Mit Simeon und Hanna dürfen wir glauben, dass es in Jesus zur Welt gekommen ist.   

Zweite Lesung
Wer ist Jesus von Nazaret, der Verkünder des Gottesreiches, der Heiler und Befreier, der Gekreuzigte und Auferweckte? In welcher Beziehung steht er zu Gott, und wie steht er zu den Menschen? Um diese Fragen haben die ersten Jahrhunderte gerungen. Er gehört zu den Engeln, lautete eine frühe Antwort. Für den Autor des Hebräerbriefes steht fest: Christus ist mehr und anderes als ein Engel. Er ist Gott noch näher als die himmlischen Boten. Wieso musste er dann aber so völlig den menschlichen Beschränkungen ausgeliefert leben? Die Antwort des Lehrers lautet: um unsretwillen. Nicht die Engel hatte Gott im Blick, sondern uns. Daher ist der, der Gott ganz nahe ist, ganz und gar einer von uns geworden. Nur so, indem er sich selbst Versuchung, Verletzung und Tod auslieferte, konnte Christus uns erlösen.

Evangelium
Der alte Name des Festes, "Mariä Lichtmess", spricht von der Entmachtung des Dunkels der Welt durch das Licht, das von Gott her in die Welt scheint. Das Zur-Welt-Kommen dieses Lichts haben wir in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember gefeiert. Gott ist das Licht der Welt und Gottes Licht für die Welt kommt in einem kleinen Kind zur Welt. Den großen Dunkelheiten dieser Welt ist Gottes Kraft gewachsen, auch wenn sie uns so schwach und machtlos erscheinen mag wie ein kleines Hebräerkind im Jerusalemer Tempel zur Zeit der römischen Gewaltherrschaft - oder wie Licht in einer Dezembernacht. Die Prophetin Hanna und der fromme Simeon haben erkannt, benannt und bekannt, was auch wir in diesen Tagen sehen und sagen können: Das Licht wächst.

betlehem

ein stern
springt aus der sternenbahn
ganz frei
zieht er dahin

ein berg
steht auf und hebt sich fort
ganz leicht
von hier nach dort

ein mensch
verlässt den lauf der welt
ganz frei
wird er zum weg

ein stern
ein mensch ein weg ein licht
ganz hell
in unser dunkel bricht

Wilhelm Willms

(aus: Wilhelm Willms, meine schritte kreisen um die mitte. neues lied im alten land, © 1984 Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer, S. 91)

Teresa von Ávila

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)