Als orthodoxe Kirche wird die aus dem byzantinischen (Oströmischen) Reich hervorgegangene Kirchenfamilie bezeichnet. Sie besteht je nach Standpunkt aus 14 beziehungsweise 15 selbstständigen ("autokephalen") Landeskirchen. "Orthodox" ist griechisch und bedeutet "rechtgläubig". Trotz großer nationaler Unterschiede versteht sich die Orthodoxie in Bekenntnis und Liturgie als eine einzige Kirche. Ehrenoberhaupt ist der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I.
Die Vorrechte Konstantinopels wie die Gewährung der Eigenständigkeit an Landeskirchen sind zum Teil umstritten. Der Patriarch hat - anders als der Papst in der katholischen Kirche - keine oberste Rechtsgewalt. Über viele Fragen müssen die eigenständigen orthodoxen Landeskirchen gemeinsam entscheiden. Dies sind: Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Jerusalem als Mitglieder der spätantiken "Pentarchie" (Fünfherrschaft, zusammen mit Rom), zudem Russland, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Georgien, Zypern, Griechenland, Tschechien und die Slowakei, Albanien, Polen und die Ukraine.
Die Anerkennung der im Dezember 2018 gegründeten eigenständigen "Orthodoxen Kirche der Ukraine" durch Bartholomaios I. im Januar 2019 ist in der Weltorthodoxie sehr umstritten. Die russisch-orthodoxe Kirche beendete aus Protest gegen den Schritt des Ökumenischen Patriarchen die eucharistische Gemeinschaft mit Konstantinopel. Im November brach Moskau zudem mit dem Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Hieronymos, und nun auch mit Patriarch Theodoros II. von Alexandrien und ganz Afrika. Beide waren zuvor ebenfalls die eucharistische Gemeinschaft mit der neuen ukrainische Kirche eingegangen.
Die übrigen orthodoxen Landeskirchen halten bislang weiter zur ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und verweigern der mit dieser konkurrierenden eigenständigen Kirche der Ukraine die Anerkennung. Die weltweit mehr als 220 Millionen orthodoxen Christen bilden nach Katholiken und Protestanten die drittgrößte christliche Konfession. Von ihnen gehören die weitaus meisten, rund 150 Millionen, zum Moskauer Patriarchat.
Mit der westlichen Kirche verbinden die Orthodoxie die sieben "ökumenischen" Konzilien des ersten Jahrtausends; das letzte fand 787 statt. Als Schlüsseljahr für die schrittweise Spaltung der Christenheit in eine römisch-katholische und eine orthodoxe Kirche gilt das Jahr 1054. Damals exkommunizierte der römische Gesandte des Papstes den Patriarchen von Konstantinopel. Patriarch Kerullarios ließ daraufhin den Gesandten von einer Synode verdammen. Die gegenseitigen Bannsprüche wurden erst 1965 offiziell aufgehoben. (KNA, 27.12.2019)
27.12.2019
Im Streit um die Ukraine hat die russisch-orthodoxe Kirche gegen eine weitere orthodoxe Kirche drastische Sanktionen verhängt. Das oberste Leitungsgremium kündigte die eucharistische Gemeinschaft mit Patriarch Theodoros II. von Alexandrien und ganz Afrika auf.
Diesen Schritt teilte das Moskauer Patriarchat am Donnerstagabend. Die russische Kirche verurteilte zugleich Theodoros' Anerkennung der neuen eigenständigen orthodoxen Kirche als Verstoß gegen das Kirchenrecht. Das Leitungsgremium drückte "tiefe Trauer im Zusammenhang der antikanonischen Aktionen des Patriarchen von Alexandrien Theodoros aus, der sich mit Schismatikern verbunden hat". Es sei unmöglich, seiner weiter in den Gottesdiensten zu gedenken. Theodoros II., der in der orthodoxen Rangordnung an zweiter Stelle hinter dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel steht, werde daher aus der Namensliste der orthodoxen Patriarchen, dem Diptychon, gestrichen.
Bereits zuvor hatte die russisch-orthodoxe Kirche mit Bartholomaios I. und dem Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Hieronymos, gebrochen. Beide Kirchenoberhäupter erkannten ebenfalls die 2018 gegründete ukrainische Kirche an. Der Moskauer Patriarch Kyrill I. entfernte damals auch ihre Namen aus der Gottesdienstliturgie. Er sieht im südlichen Nachbarland die ihm unterstehende ukrainisch-orthodoxe Kirche bedroht. Die mit dieser konkurrierende, eigenständige (autokephale) Kirche der Ukraine brandmarkt er als "schismatisch".
Zukunft der ökumenischen Orthodoxie in Gefahr
Kyrill I. betonte bei der Sitzung des Leitungsgremiums am Donnerstag in Moskau, ihm sei es "natürlich überhaupt nicht gleichgültig, was jetzt in der Familie der orthodoxen Landeskirchen geschieht". Das "ukrainische Schisma" habe eine "ernsthafte Spaltung der Landeskirchen provoziert". "Die Zukunft der ökumenischen Orthodoxie hängt von der Lösung dieses Problems ab", so der russische Patriarch.
Die Verantwortung für die Wahrung der Einheit liege bei jeder Landeskirche. Theodoros II. hatte die Anerkennung der ukrainischen Kirche damit begründet, dass eine Kirche, die die Autokephalie wolle, sie erhalten solle. Das müsse auch die russische Kirche lernen. Dazu gebe es keine Alternative. Dem Patriarchat von Alexandrien in Ägypten untersteht ganz Afrika. Aufgrund ihres apostolischen Ursprungs - der Evangelist Markus gilt als erster Bischof von Alexandrien - steht sie im Diptychon an zweiter Stelle hinter dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel.
Als orthodoxe Kirche wird die aus dem byzantinischen (Oströmischen) Reich hervorgegangene Kirchenfamilie bezeichnet. Sie besteht je nach Standpunkt aus 14 beziehungsweise 15 selbstständigen ("autokephalen") Landeskirchen. "Orthodox" ist griechisch und bedeutet "rechtgläubig". Trotz großer nationaler Unterschiede versteht sich die Orthodoxie in Bekenntnis und Liturgie als eine einzige Kirche. Ehrenoberhaupt ist der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I.
Die Vorrechte Konstantinopels wie die Gewährung der Eigenständigkeit an Landeskirchen sind zum Teil umstritten. Der Patriarch hat - anders als der Papst in der katholischen Kirche - keine oberste Rechtsgewalt. Über viele Fragen müssen die eigenständigen orthodoxen Landeskirchen gemeinsam entscheiden. Dies sind: Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Jerusalem als Mitglieder der spätantiken "Pentarchie" (Fünfherrschaft, zusammen mit Rom), zudem Russland, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Georgien, Zypern, Griechenland, Tschechien und die Slowakei, Albanien, Polen und die Ukraine.
Die Anerkennung der im Dezember 2018 gegründeten eigenständigen "Orthodoxen Kirche der Ukraine" durch Bartholomaios I. im Januar 2019 ist in der Weltorthodoxie sehr umstritten. Die russisch-orthodoxe Kirche beendete aus Protest gegen den Schritt des Ökumenischen Patriarchen die eucharistische Gemeinschaft mit Konstantinopel. Im November brach Moskau zudem mit dem Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Hieronymos, und nun auch mit Patriarch Theodoros II. von Alexandrien und ganz Afrika. Beide waren zuvor ebenfalls die eucharistische Gemeinschaft mit der neuen ukrainische Kirche eingegangen.
Die übrigen orthodoxen Landeskirchen halten bislang weiter zur ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und verweigern der mit dieser konkurrierenden eigenständigen Kirche der Ukraine die Anerkennung. Die weltweit mehr als 220 Millionen orthodoxen Christen bilden nach Katholiken und Protestanten die drittgrößte christliche Konfession. Von ihnen gehören die weitaus meisten, rund 150 Millionen, zum Moskauer Patriarchat.
Mit der westlichen Kirche verbinden die Orthodoxie die sieben "ökumenischen" Konzilien des ersten Jahrtausends; das letzte fand 787 statt. Als Schlüsseljahr für die schrittweise Spaltung der Christenheit in eine römisch-katholische und eine orthodoxe Kirche gilt das Jahr 1054. Damals exkommunizierte der römische Gesandte des Papstes den Patriarchen von Konstantinopel. Patriarch Kerullarios ließ daraufhin den Gesandten von einer Synode verdammen. Die gegenseitigen Bannsprüche wurden erst 1965 offiziell aufgehoben. (KNA, 27.12.2019)