Sportseelsorgerin Keilmann über die Fußball-WM der Frauen

"Werte für das Leben"

Um 15 Uhr bestreitet das deutsche Team bei der Frauen-Fußball-WM sein erstes Spiel gegen China. Über das deutsche Team, mehr Anerkennung für den Frauenfußball und Werte im Sport, haben wir mit einer Sportseelsorgerin gesprochen. 

Das deutsche Team vor der Frauen-Fussball-WM / © Sebastian Gollnow (dpa)
Das deutsche Team vor der Frauen-Fussball-WM / © Sebastian Gollnow ( dpa )

DOMRADIO.DE: Verfolgen Sie die Spiele des deutschen Teams?

Elisabeth Keilmann, Sport- und Olympiaseelsorgerin der Dt. Bischofskonferenz: Ich schaue sie sehr gerne - soweit es mein Terminkalender zulässt natürlich. Heute Nachmittag werde ich auf jeden Fall dabei sein. Gestern Abend konnte ich den Auftakt aus terminlichen Gründen nicht sehen. Aber der Sieg der Franzosen war wohl sehr fulminant. Was mir besonders auffiel: bei den Einlaufkindern gab es ein Kind im Rollstuhl. Das war für mich ein ganz starker Moment und ein tolles Zeichen für Inklusion. So etwas wünsche ich mir vom Fußball. Es war ein guter Start in die Weltmeisterschaft.

DOMRADIO.DE: Wenn wir jetzt an die WM der Männer denken, sind viele Städte in Schwarz-Rot-Gold getaucht: Es herrscht Ausnahmezustand in den Biergärten, es gibt Public Viewing, in den Medien wird kaum noch über irgendwas anderes gesprochen. Bei den Damen ist das nicht so. Woran liegt das?

Keilmann: Der Frauenfußball ist noch nicht so anerkannt, obwohl die Frauen sehr erfolgreich waren mit zwei WM-Titeln, acht Europameisterschaftstiteln - und 2016 auch Olympiasieger in Rio wurden. Ich glaube, es gibt noch viele Vorurteile und Klischees: Frauenfußball sei zu langsam oder technisch nicht ausgereift. Es gab auch lange Zeit ein Verbot für Frauenfußball von 1955 bis 1970. Ich denke es muss sich noch viel tun. Der Frauenfußball muss profilierter werden und sich noch weiter etablieren. Das wünscht wünsche ich mir. Die Frauen trainieren genauso hart, wie die Männer. Sie bereiten sich emotional und mental, üben das Zusammenspiel. Dafür wünsche ich mir mehr Anerkennung.

DOMRADIO.DE: Ich höre, dass Sie Hoffnung haben. Wird die Zeit für den Frauenfußball noch kommen?

Keilmann: Das glaube ich schon. Als Deutschland 2011 die WM ausgetragen hat gab es ja einen kleinen Boom. Die Stadien waren alle ausverkauft. Das ist jetzt wieder ein bisschen abgeflacht. Das Interesse am Frauenfußball in Deutschland ist rückläufig. Ich erhoffe mir jetzt von der WM in Frankreich, dass es wieder einen Auftrieb gibt.

DOMRADIO.DE: Auch der Vatikan hat jetzt eine eigenes Frauenteam. Was halten Sie davon?

Keilmann: Ich finde das total klasse. Der Verein ist ja schon im letzten Jahr gegründet worden. Die Frauen haben einfach Lust am Spielen. Sie zeigen Einsatz. In einem Bericht, den ich vor Kurzem gesehen habe, sagte eine Spielerin: "Wir haben einfach Spaß". Ich glaube das ist das Entscheidende. In diesem Jahr hatte der Verein sogar das erste internationale das Spiel und zwar - das finde ich ganz toll - gegen "Maria-Hilf" aus Wien.

DOMRADIO.DE: Mindestens einen Fan hat das Vatikan-Team bestimmt schon: ihren Chef Papst Franziskus.

Keilmann: Papst Franziskus ist ja ein bekennender Fußballfan. Er hat sich vor Kurzem auch noch einmal zum Thema Fußball geäußert. Der Spaß am Sport, das Lernen aus dem Sport und für das Leben ist für Franziskus ein wichtiges Thema. Er hat aber auch gleichzeitig die überzogenen Gehaltsforderungen im Männerfußball kritisiert. Wichtig ist für ihn der Mannschaftssport, der Teamgeist, den wir auch für das Leben brauchen - auch in schwierigen Momenten, bei Niederlagen zusammenzustehen und unterstützend sein, ermutigend zu sein.

DOMRADIO.DE: Kommen wir noch mal zurück zur WM der Frauen in Frankreich: Heute Abend geht es dann um ja 15 Uhr gegen China los für die deutschen Damen. Was sagen Sie zum Kader?

Keilmann: 23 Spielerinnen sind nominiert. Es ist ein Mix aus routinierten und erfahrenen Spielerinnen, aber auch aus ganz jungen Spielerinnen - die Jüngste ist 18 Jahre alt. Was mich als Beirätin des DJK Sportverbandes (Deutsche Jugendkraft; katholischer Sportbund) besonders freut: Es sind fünf Frauen aus einem Essener DJK-Verein nominiert. Das finde ich einfach großartig. Der DJK Sportverband ist ein wertorientierter Sportverband. Eine Spielerin, Martina Hegering hat gesagt, dass es ihr wichtig ist, in so einem Verein zu spielen. Werte wie Fairness auf dem Platz sind für sie ganz wichtig. Es geht auch darum, dass respektlose Aussagen über den Frauenfußball in der Öffentlichkeit so nicht mehr auftauchen.

 

Elisabeth Keilmann / © Traumfoto (KNA)
Elisabeth Keilmann / © Traumfoto ( KNA )
Quelle:
DR