Vatikan zu Missbrauchsurteil gegen Pell

"Schmerzhafte Nachricht"

Nach der Verurteilung von Kardinal George Pell in Australien hat der Vatikan von einer "schmerzhaften Nachricht" gesprochen. Die Ausübung des Priesteramtes bleibe Pell verboten, heißt es in einer Erklärung.

Pell bleibt Amtsausübung verboten / © Paul Haring (KNA)
Pell bleibt Amtsausübung verboten / © Paul Haring ( KNA )

Bis es "definitive Fakten" gebe, seien dem Kardinal die öffentliche Ausübung seines Amtes sowie jeglicher Kontakt mit Minderjährigen verboten, sagte Vatikansprecher Alessandro Gisotti am Dienstag im Vatikan. Er verlas eine Erklärung zum Urteil gegen Pell, der in seinem Heimatland wegen sexuellen Missbrauchs eines 13-Jährigen sowie sexueller Belästigung in weiteren Fällen schuldig gesprochen worden war. Pells Verteidiger kündigten Berufung an.

"Das ist eine schmerzhafte Nachricht, und wir sind uns sehr bewusst, dass sie viele Menschen nicht nur in Australien schockiert hat", sagte Gisotti. Er bekräftigte, dass der Vatikan die australischen Gerichte achte, erinnerte jedoch zugleich daran, dass Pell stets seine Unschuld beteuert und ein Recht auf Verteidigung bis zur letzten Instanz habe. Der Vatikan werde das Ergebnis des Berufungsprozesses abwarten.

Kirche als "sichere Heimat für alle"

Gisotti bekräftigte erneut, dass der Vatikan alles tue, damit die Kirche eine "sichere Heimat für alle, besonders Kinder und leicht verletzliche Menschen", sei. Der beurlaubte Finanzminister des Vatikan ist weltweit der bislang ranghöchste katholische Würdenträger, der wegen sexuellen Missbrauchs von Jungen angeklagt und verurteilt wurde.

Das Urteil fiel bereits im Dezember, wurde wegen eines Berichterstattungsverbotes jedoch erst jetzt öffentlich. Am Tag nach dem unter Ausschluss der Medienöffentlichkeit verkündeten Urteil entließ Papst Franziskus Pell aus seinem Kardinalsrat für die Kirchenreform.

Das Gericht habe als erwiesen angesehen, dass Pell vor 22 Jahren als Erzbischof in der Kathedrale von Melbourne einen 13 Jahre alten Jungen zum Oralverkehr gezwungen und einen zweiten sexuell genötigt habe, hieß es in den Medien. Die Aufhebung des Berichterstattungsverbotes wurde nun laut australischen Medien mit dem Verzicht der Staatsanwaltschaft auf ein zweites Verfahren gegen Pell begründet.


Kardinal George Pell / © Robert Duncan (KNA)
Kardinal George Pell / © Robert Duncan ( KNA )
Quelle:
KNA