Über einsame Senioren und eifrige Feuerwerker

Nachdenkliches zum Jahreswechsel

Viele freuen sich auf eine ruhige Zeit zwischen den Jahren. Für manch ältere Mitbürger dagegen bedeutet Silvester Einsamkeit. Andere Zeitgenossen wiederum blicken kritisch auf die alljährlichen Feuerwerks-Exzesse.

Autor/in:
Rainer Nolte
Eine Seniorin blättert im Adressbuch in ihrem Zimmer in einer Senioren-Wohngemeinschaft. / © Joanna Nottebrock (KNA)
Eine Seniorin blättert im Adressbuch in ihrem Zimmer in einer Senioren-Wohngemeinschaft. / © Joanna Nottebrock ( KNA )

Weihnachten: Das Fest der Familie. Silvester: Feier mit Freunden. Für manche Senioren sind die Feiertage jedoch vor allem mit Einsamkeit verbunden, weil Bekannte oder Verwandte fehlen. Beim Hausnotruf der Malteser gehen von Heiligabend bis Neujahr viele Anrufe ein, bei denen kein medizinischer Notfall vorliegt. Diese Nachricht zum Jahreswechsel stimmt ähnlich nachdenklich wie die alljährlich wiederkehrende Kritik an ausufernden Feuerwerken.

Soziale Notrufe vor Einsamkeit

Bundesweit wird der Hausnotruf der Malteser rund 980.000 Mal im Jahr genutzt. In Nordrhein-Westfalen haben sie über die Festtage genau hingeschaut:

Bei jedem fünften der 820 Anrufer an Weihnachten handelte es sich eigentlich um einen "sozialen Notruf, bei denen sich dann im Gespräch mit unseren Mitarbeitern herausstellte, dass die Senioren eigentlich nur mal mit jemanden sprechen wollten", wie Landesgeschäftsführer Thomas Berding sagt. Die Betroffenen hätten dann "irgendwie" begründet, "warum sie den roten Knopf gedrückt haben".

Die Malteser appellieren deswegen an Bekannte und Verwandte. "Klingeln Sie doch mal kurz durch und unterhalten Sie sich ein paar Minuten mit den Menschen, die sonst ganz alleine sind." Vielleicht könne auch ein Nachbar einen Kurzbesuch abstatten.

Ehrenamtliche Mitarbeiter des katholischen Hilfsdienstes bieten ebenfalls Unterstützung an. Der "Sozialruf" ist quasi ein Hausbesuch per Telefon, der Abwechslung und Lebensfreude schenken soll. Beim "Besuchsdienst" kommt sogar jemand persönlich vorbei – auf Wunsch mit Hund. Das soll den Zugang zu zurückgezogen lebenden Menschen erleichtern.

Alternativen zum viel diskutierten Thema "Feuerwerk"

Um Tiere sorgen sich viele User in den Sozialen Netzwerken. "Jeder Böller ist eine Qual", heißt es da beispielsweise – auch Wildtiere reagierten verschreckt auf Knaller. Für junge Eltern wird der Jahreswechsel wegen des Krachs mitunter übrigens ebenfalls zu einem eher quälenden Erlebnis: Der Nachwuchs findet oftmals gar nicht in den Schlaf und ist tags darauf entsprechend quengelig.

Angesichts der Debatte um Dieselfahrverbote ist schließlich auch die Feinstaubbelastung durch das Silvesterfeuerwerk ein viel diskutiertes Thema.

Alle Jahre wieder ruft das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt zu "Brot statt Böller" auf. Die Spendenaktion sei "eine Einladung an alle, denen Silvesterfeuerwerk mit Böllern und Krachern eher Unbehagen bereitet", erläutert Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel.

Das Glitzern am Nachthimmel sei nur von kurzer Dauer – die Freude, mit Menschen weltweit etwas vom eigenen Wohlstand geteilt zu haben, halte dagegen viel länger vor.

Glück und Sinn im Leben

Den Vorwurf der "typisch protestantischen Spaßverderber" weist die Präsidentin zurück: "Unserer Gesellschaft fehlt es nicht an Spaß oder Konsum. Vor lauter Spaßorientierung könnten wir aber verpassen, was das Leben an Glück und Sinn bereithält."

Auch der katholische Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, schließt sich dem an. Mehr als 800 Millionen Menschen weltweit litten an Hunger, twitterte er. "Mit dem Geld für unnötigen Krach und Luftverschmutzung könnt ihr Menschen vor dem Hungertod retten. Caritas und Diakonie leiten Eure Spende weiter."

Vorsicht geraten

Auch wenn in Umfragen der Anteil der Feuerwerksgegner durchaus über die 40-Prozent-Marke geht, geben die Bundesbürger beeindruckende Summen für Raketen und Knaller aus. Im vergangenen Jahr waren es rund 137 Millionen Euro.

Wer auf derlei nicht verzichten möchte, sollte laut Versicherungen und Rettungsorganisationen auf die richtige Handhabung achten: Nur geprüfte Böller mit CE-Zeichen zünden, Gebrauchsanweisung lesen, kleine Verbrennungen direkt kühlen, bei größeren Verletzungen ab zum Arzt.

"Zu sich kommen, statt außer sich zu geraten."

Mediziner und Polizisten werden wohl auch an diesem Jahreswechsel Überstunden schieben. Die Bayerische Schlösserverwaltung wies vorsorglich darauf hin, in der Nähe von Burgen und Residenzen keine Feuerwerkskörper abzubrennen. Durch den Funkenflug könnten die historischen Gebäude in Brand geraten.

Vielleicht hilft es manchem Pyromanen, sich an den Verband der Achtsamkeitslehrenden zu halten. Der rät, das Tempo zu drosseln und gibt als Neujahrsmotto aus: "Zu sich kommen, statt außer sich zu geraten."

 

Seniorin mit Besucherin / © Harald Oppitz (KNA)
Seniorin mit Besucherin / © Harald Oppitz ( KNA )

 

Neujahrsmorgen / © Jörg Loeffke (KNA)
Neujahrsmorgen / © Jörg Loeffke ( KNA )
Quelle:
KNA
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