​Frankfurter Buchmesse im Zeichen der Menschenrechte

Sehnsucht nach dem Buch wieder stärker wecken

​Mit einem Appell zum Einsatz für Menschenrechte und ein friedliches Zusammenleben ist am Dienstag die Internationale Frankfurter Buchmesse eröffnet worden. An der weltweit größten Fachmesse für den Buchhandel nehmen 7.500 Aussteller teil.

Frankfurter Buchmesse / © Arne Dedert (dpa)
Frankfurter Buchmesse / © Arne Dedert ( dpa )

"Wir müssen uns dringend neu mit den Menschenrechten auseinandersetzen", sagte Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, beim Festakt: "Wir müssen sie täglich neu verteidigen." Die Buchbranche sehe den Einsatz für Menschenrechte und das Gelingen einer freien demokratischen Gesellschaft als Pflicht und Aufgabe an.

Die weltweit größte Fachmesse für den Buchhandel, die an diesem Mittwoch ihre Tore öffnet, dauert bis Sonntag. In diesem Jahr nehmen etwa 7.500 Aussteller aus mehr als 100 Ländern teil. Die Zahl der Aussteller ist nach Angaben von Buchmessen-Direktor Juergen Boos um etwa drei Prozent gewachsen. Wachstumsregionen seien vor allem Nordamerika, Kanada, Afrika und Südostasien, sagte er auf einer Pressekonferenz.

"Es liegt an uns allen"

Auf der Gästeliste zur Eröffnung waren unter anderen die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini, Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und der georgische Ministerpräsident Mamuka Bachtadse. Georgien ist in diesem Jahr Ehrengastland und mit rund 70 Autorinnen und Autoren auf der Messe vertreten, darunter Nino Haratischwili, die inzwischen in Hamburg lebt und auf Deutsch schreibt.

Börsenvereins-Vorsteher Riethmüller rief die Branche dazu auf, die "regelrechte Sehnsucht nach dem Buch", nach vertiefter Beschäftigung und fundierten Inhalten, wieder stärker zu wecken. "Es liegt an uns allen, die Menschen wieder mehr mit dem Buch in Berührung zu bringen und die Verbindung dazu wiederherzustellen", sagte er.

 

Die Deutschen seien in der glücklichen Lage, Zugang zu nahezu allen Büchern zu haben. Dies sei ein Privileg, denn die Freiheit des Wortes werde in vielen Ländern verletzt, sagte der Chef des Börsenvereins und verwies namentlich auf die Türkei. Er forderte mit Nachdruck, alle inhaftierten Autoren und Journalisten in der Türkei und auf der ganzen Welt freizulassen.

Nach den Worten von Boos will die Buchmesse mit einem Veranstaltungsprogramm im Zentrum Weltempfang und im neuen "Frankfurt Pavillon" mitten auf der Agora Stellung für Demokratie und Menschenrechte beziehen. Außerdem habe die Messe mit Arte, dem ZDF und dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" die Kampagne "On The Same Page" gestartet, um die Bedeutung der vor 70 Jahren verabschiedeten Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Veranstaltungsprogramm zu Afrika

Die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie machte am Vormittag besonders auf die zum Teil verheerende Situation von Frauen aufmerksam. Sowohl im Nahen Osten und in Asien, aber auch im Westen würden Frauen auf ihren Körper reduziert, sagte sie auf der Pressekonferenz. Auch in der Literatur würden Frauen oft immer noch so dargestellt, dass der Leser sie mögen müsse. Frauen dürften nicht länger unsichtbar sein.

Unter dem Motto "Lettres d'Afrique Francfort - Changing the narrative" findet in diesem Jahr erstmalig ein mehrtägiges Veranstaltungsprogramm zum afrikanischen Buchmarkt statt. Verlage und Gemeinschaftsstände aus 19 afrikanischen Ländern präsentierten Titel, darunter aus Angola, Äthiopien, Ghana, den Kapverden, Nigeria und dem Senegal.

Gastland Georgien

Der Gastland-Auftritt Georgiens steht unter dem Motto "Georgia - Made by Characters". Dazu werden nach Angaben der Buchmesse mehr als 70 Autoren aus dem Land am östlichen Rand Europas erwartet, darunter Aka Morchiladse, Naira Gelaschwili und Lewan Berdsenischwili, ehemaliger Direktor der Georgischen Nationalbibliothek, der von 1984 bis 1987 wegen "antisowjetischer Agitation und Propaganda" in einem Gefangenenlager inhaftiert war.

Aus dem rechten Spektrum sind in diesem Jahr lediglich der Verlag der Wochenzeitung "Junge Freiheit" und die Manuscriptum-Verlagsbuchhandlung vertreten, die das neue Buch des AfD-Politikers Björn Höcke herausgibt. Im vergangenen Jahr hatte es am Stand des rechtsgerichteten Antaios-Verlages und wegen des Auftritts von Höcke Tumulte gegeben. In diesem Jahr fehlt der Antaios-Verlag. Höcke wird nach Angaben des Verlags am 12. Oktober auf der Messe erwartet, um das neue Buch vorzustellen.

Erwartet werden zudem Autoren und Autorinnen wie Maja Lunde, Paul Beatty, Hakan Nesser, Otto Waalkes, Meg Wolitzer und Juli Zeh. Auch Sebastian Fitzek, Volker Klüpfel und Michael Kobr, Robert Seethaler, Bodo Kirchhoff sowie Asli Erdogan und Deniz Yücel haben sich angekündigt.


Quelle:
epd