Unicef: 5,6 Millionen Kleinkinder 2016 gestorben

Durchfall als Todesurteil

Trotz Erfolgen im Kampf gegen Kinder- und Säuglingssterblichkeit sind 2016 jeden Tag 15.000 Kinder unter fünf Jahren gestorben. Vor allem die Zeit kurz nach der Geburt ist gefährlich. Die meisten Todesfälle gibt es in Indien, Pakistan und Nigeria.

Hungersnot im Südsudan / © Kate Holt/ Unicef Handout (dpa)
Hungersnot im Südsudan / © Kate Holt/ Unicef Handout ( dpa )

Rund 7.000 überlebten die ersten 28 Tage nach ihrer Geburt nicht, wie aus einem Bericht vom Donnerstag hervorgeht, den das UN-Kinderhilfswerks Unicef gemeinsam mit weiteren UN-Organisationen erstellt hat. Die meisten Krankheiten seien heilbar gewesen.

Insgesamt meldete das Hilfswerk eine rückläufige Kindersterblichkeit in den vergangenen Jahren: Während 2016 rund 5,6 Millionen Mädchen und Jungen unter fünf Jahren starben, waren es im Jahr 2000 noch 9,9 Millionen. Neben den Sterbefällen nach der Geburt und in den ersten Lebensjahren werden jedes Jahr laut Unicef viele Totgeburten erfasst.Zugleich stieg aber der Anteil der Neugeborenen an den gestorbenen Kindern von 41 auf 46 Prozent.

Schwangerschaft und Geburt noch immer lebensbedohlich

Die meisten Neugeborenen starben dem Bericht zufolge in Südasien (global anteilig 39 Prozent) und Subsahara-Afrika (38 Prozent). Schätzungen zufolge überlebte in der afrikanischen Region südlich der Sahara jedes 36. Kind seinen ersten Lebensmonat nicht. Zum Vergleich: In Industrienationen mit hohem Einkommen war es eins von 333 Kindern. Die Hälfte aller Todesfälle bei Neugeborenen geht den Angaben zufolge auf fünf Länder zurück: Indien (24 Prozent der Todesfälle), Pakistan (10 Prozent), Nigeria (9 Prozent), Demokratische Republik Kongo (4 Prozent) und Äthiopien (3 Prozent).

Es sei ein Skandal, dass 2017 Schwangerschaft und Geburt in einigen Regionen noch immer lebensbedrohlich für Frau und Kind seien, kritisierte der Gesundheitsdirektor der Weltbankgruppe Tim Evans. Jede Mutter müsse Zugang zu Gesundheitsversorgung erhalten, um sich und ihren Kindern ein gesundes Leben zu ermöglichen. Nötig seien ausreichend Impfstoffe, günstige Medikamente und Wasser sowie Zugang zu sanitären Einrichtungen. Wissen und Technologien seien vorhanden; sie müssten nur dort eingesetzt werden, wo sie am dringendsten benötigt würden.

Falls der Kampf für die Kinder nicht erfolgreich geführt würde, drohe bis zum Jahr 2030 ein Massensterben, warnte Unicef. Dem derzeitigen Trend zufolge würden 60 Millionen Jungen und Mädchen in den nächsten dreizehn Jahren ihren fünften Geburtstag nicht erleben, die Hälfte von ihnen würden Säuglinge sein.

Lungenentzündungen und Durchfallerkrankungen

Die meisten Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren gehen den Angaben zufolge auf Lungenentzündungen (16 Prozent) und Durchfallerkrankungen (8 Prozent) zurück. Die Ursachen für rund 30 Prozent der Todesfälle bei Säuglingen waren laut dem Bericht 2016 Komplikationen bei der Geburt. Erstmals wurde auch die Sterblichkeitsrate von Kindern zwischen 5 und 14 Jahren erhoben. In dieser Altersgruppe starben rund eine Million Kinder.

Der Bericht zur weltweiten Kindersterblichkeit wird jährlich von der UN Interagency Group for Child Mortality Estimation (IGME) veröffentlicht. Sie setzt sich aus Unicef, Weltgesundheitsorganisation, Weltbank und der UN Population Division zusammen.


Millionen Menschen in Somalia droht eine Hungersnot / © Ismail Taxta (Diakonie Katastrophenhilfe)

Ein unterernährter Junge in al-Hudaida / © Amal al-Yarisi (dpa)
Ein unterernährter Junge in al-Hudaida / © Amal al-Yarisi ( dpa )
Quelle:
KNA , epd
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