Kolumbiens FARC-Guerilla ist jetzt eine Partei

Wie aus tödlichen Rebellen gute Demokraten werden sollen

Mit altem Kürzel aber neuem Namen tritt die FARC in das politische Leben Kolumbiens ein. Parlamentssitze sind ihr schon sicher. Um einen kuriosen Sportstar aus der Vergangenheit warben die Ex-Rebellen indes vergeblich.

Autor/in:
Tobias Käufer
Anhänger der früheren Guerillaorganisation Farc beim Parteikongress  / © Fernando Vergara (dpa)
Anhänger der früheren Guerillaorganisation Farc beim Parteikongress / © Fernando Vergara ( dpa )

Wenige Tage vor dem Besuch von Papst Franziskus (6. bis 11. September) ist aus Kolumbiens ältester Guerilla-Bewegung die jüngste Partei des Landes geworden. Im Rahmen ihres Gründungsparteitages im Kongresszentrum der kolumbianischen Hauptstadt Bogota einigten sich die rund 1.200 Delegierten auf einen neuen Partei-Namen. Die neue Partei will angelehnt an den bisherigen Namen als "Fuerza Alternativa Revolucionaria del Comun" (Alternative Revolutionäre Kraft des Volkes) in den politischen Wettbewerb eintreten. Damit bleibt das alte Kürzel erhalten, dass die Bedeutung "Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia" (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) hatte.

Die Zeit des bewaffneten Kampfes sei vorbei, hatte FARC-Chef Rodrigo Londono zu Beginn des Kongresses versprochen: "Nur noch Worte werden unsere Waffen sein." Die Presse berichtete breit über den Gründungskonvent. "Die FARC präsentiert Namen und Logo für ein neues politisches Leben", kommentierte das Nachrichtenmagazin semana.

Eine historische Parteiversammlung

Vorausgegangen war eine tagelange Diskussion, die allerdings zumeist hinter verschlossenen Türen stattfand. Journalisten waren von einigen parteiinternen Debatten ausgeschlossen.

Die fehlende Transparenz sorgte bei der angereisten Presse teils für Enttäuschung und Ärger. Kritiker monieren auch, dass eine Aufarbeitung der von der FARC verübten Gewalttaten beim Parteitag offenbar keine Rolle spielte. Trotzdem bleibt die Parteiversammlung historisch. Mit einem großen Konzert auf dem Plaza Bolivar in Bogota sollte das Gründungstreffen am Freitagabend zu Ende gehen.

Ein Ex-Fußsballprofi als Politiker?

"Dieser Kongress bedeutet, dass wir dem kolumbianischen Volk einen neuen Vorschlag, eine neue Initiative unterbreiten und damit das demokratische Spektrum des Landes erweitern. Das ist Teil der Umsetzung des Friedensprozesses", sagte Marcos Carlarca, einer der Sprecher des FARC-Sekretariats und "Außenminister" der Bewegung, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Rande des Kongresses.

Für Verwunderung sorgte ein Vorschlag des prominenten FARC-Funktionärs Ricardo Tellez. Nach seinem Willen sollte Ex-Fußballstar Rene Higuita für die neue Partei Politik machen. Wie die Tageszeitung "El Espectador" meint, wäre der wegen seiner Torgefährlichkeit und seiner außergewöhnlichen Ausflüge ins Spielfeld bei der WM 1990 weltberühmt gewordene Nationaltorhüter ein ernsthafter Kandidat für einen Sitz im Parlament oder sogar für eine Präsidentschaftskandidatur. "Wir erwarten dich, damit Du uns hilfst und hoffentlich kannst Du bald in unseren Listen für den Kongress oder die Präsidentschaft sein", sagte Tellez in Bogota. Higuita habe sich stets für den Frieden eingesetzt, begründete Tellez den Vorstoß.

Der umworbene Fußballstar erteilte dem Werben inzwischen aber eine Absage. Das Angebot sei eine Ehre, aber er sehe seine weitere berufliche Laufbahn allein im sportlichen Sektor.

Friedensabkommen nach jahrzehntelangem Konflikt

Regierung und FARC hatten sich im vergangenen Jahr nach vierjährigen Verhandlungen auf ein Friedensabkommen verständigt. Im Rahmen dieses Prozesses sind rund 7.000 Kämpfer in sogenannte Befriedungszonen umgezogen, dort hatten sie ihre Waffen an die Vereinten Nationen übergeben. Im Rahmen des Friedensvertrages mit der Regierung sind der FARC feste Parlamentssitze in den nächsten beiden Wahlperioden zugesagt.

In dem jahrzehntelangen Konflikt zwischen Staat und Guerilla starben rund 300.000 Menschen; mehr als sieben Millionen wurden zu Binnenflüchtlingen.


Quelle:
KNA
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