Kirchen gehen auf Distanz zur AfD

Zeichen setzen für Offenheit und Solidarität

Der Parteitag der AfD am Wochenende in Köln sorgt für Widerstand und Kritik. Die Kolpingjugend distanzierte sich vom AfD-Grundsatzprogramm. Der Zentralrat der Muslime befürchtet die Stärkung islamfeindlicherer Kräfte innerhalb der Partei.

Widerstand gegen die AfD / © Ina Fassbender (dpa)
Widerstand gegen die AfD / © Ina Fassbender ( dpa )

Die Kolpingjugend teilte am Donnerstag mit, sie grenze sich auf Basis des christlichen Leitbildes von den Positionen der Partei ab. "Als katholischer Jugendverband mit Sitz in Köln möchten wir darauf hinweisen, dass Köln eine liberale und weltoffene Stadt ist, in welcher unser Verbandsgründer Adolph Kolping mit seinem Einsatz für heimatlose Wandergesellen bereits im 19. Jahrhundert ein Zeichen für Offenheit und Solidarität setzte", erklärte Bundesleiterin Anna-Maria Högg. Mit Äußerungen gegen Fremde widerspreche die AfD diesen Grundgedanken zutiefst.

Bundesleiter Peter Schrage ergänzte im Hinblick auf die Positionierung der AfD zum Islam in Deutschland: "Wir glauben an den unschätzbaren Wert von kultureller Vielfalt und fürchten keine schleichende Islamisierung unserer Gesellschaft." Pauschale Verurteilungen von Menschen seien unangebracht und entsprächen nicht dem christlichen Menschenbild.

Auf der Bundeskonferenz im März war den Angaben zufolge nach einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Grundsatzprogramm der AfD der politische Beschluss "Wir stehen für ein Wir" gefasst worden. Darin zeigt die Kolpingjugend Positionen der Partei auf und kritisiert sie.

Furcht vor radikaleren Kräften

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland sieht nach dem Verzicht von Parteichefin Frauke Petry auf eine AfD-Spitzenkandidatur den Weg frei für noch radikalere und islamfeindlichere Kräfte in der Partei. Der Vorsitzende des Zentralrats, Aiman Mazyek, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung» (Donnerstag): "Frau Petry hatte in dieser Partei nie die Hosen an." 

Während Petry zu einem kritischen Dialog beispielsweise mit dem Zentralrat der Muslime bereit gewesen sei, hätten sich dem andere Kräfte aus der Parteiführung komplett verweigert. Mazyek sagte: "Die AfD ist auf dem Weg, die NPD komplett aufzusaugen."

"Unser Kreuz hat keine Haken"

Bereits gestern hatten die christlichen Kirchen zum bevorstehenden Bundesparteitag der AfD an diesem Wochenende in Köln erklärt, dass sie sich an Demonstrationen gegen die Partei beteiligen wollten. Es gehe darum, unmissverständlich klar zu machen, dass Hass und Intoleranz kein Mittel in der politischen Auseinandersetzung sein dürften, sagte der katholische Stadtdechant von Köln, Robert Kleine. Der Katholikenausschuss der Stadt Köln ruft unter dem Motto "Unser Kreuz hat keine Haken" zu Gegenaktionen auf. Die Ausschuss-Vorsitzende Hannelore Bartscherer sprach im domradio.de-Interview von einer "Verpflichtung aus dem Glauben heraus".

Der evangelische Stadtsuperintendent Rolf Domning nannte es besorgniserregend, dass die AfD einen Begriff wie "völkisch" in die Debatte eingebracht habe. Die Aktionen stehen unter dem Motto "Unser Kreuz hat keine Haken".


Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime / © Alexander Heinl (dpa)
Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime / © Alexander Heinl ( dpa )

Stadtdechant Robert Kleine / © Jörg Loeffke (KNA)
Stadtdechant Robert Kleine / © Jörg Loeffke ( KNA )
Quelle:
KNA