Xantener Dombauverein zur Rückgabe von NS-Raubkunst bereit

Wem gehört das Gemälde?

Es geht um ein Gemälde, das die Nationalsozialisten einer Wiener jüdischen Familie weggenommen haben sollen und mittlerweile im Besitz des Dombauvereins ist. Die Familie erhebt nun Ansprüche, aber dem Dombauverein fehlen die Nachweise.

Dom St. Viktor in Xanten (dpa)
Dom St. Viktor in Xanten / ( dpa )

Der Xantener Dombauverein ist grundsätzlich zur Rückgabe eines als NS-Raubkunst eingestuften Gemäldes bereit. Um das Bild, eine Kopie von "Marktplatz - Platzbild des Malers Jan von der Heyden" (1637-1712), an die "richtigen" Berechtigten herauszugeben, fehlten aber die notwendigen Erbnachweise, erklärte der Dombauverein auf seiner Homepage.

Das Bild, das nach Schätzungen von Kunstexperten nur einen Wert von wenigen Tausend Euro hat, zeigt den Xantener Dom und die Marktstraße im Stadtkern. Es wurde vom Dombauverein nach eigenen Angaben im November 1963 für 16.100 Mark im Kölner Auktionshaus Lempertz ersteigert. Die Herkunft des Gemäldes sei nicht bekanntgewesen, bis 2011 die Commission for Looted Art in Europe (CLAE) darüber den Verein in Kenntnis gesetzt habe. Danach erheben Erben der Wiener jüdischen Eheleute Gottlieb und Mathilde Kraus Anspruch auf das Kunstwerk, das die Nationalsozialisten 1941 mit dem Familienbesitz beschlagnahmt hatten.

Voraussetzung für die Rückgabe

Der Dombauverein weist darauf hin, dass die CLAE - eine Nichtregierungsorganisation, die sich für die Rückgabe von Raubkunst engagiert - den seit 2012 erbetenen Erbnachweis nicht erbracht habe. Dieser sei aber Voraussetzung für die Rückgabe des Gemäldes. Bis heute habe die CLAE die Unterlagen zur Prüfung des Herausgabebegehrens nicht vorgelegt. 1941 ging das Gemälde laut Dombauverein zunächst in den Besitz verschiedener staatlicher Museen, bevor es in die Sammlung des NSDAP-Fotografen Heinrich Hoffmann gelangte. Auf ungeklärte Weise sei schließlich im Auktionshaus Lempertz versteigert worden. Dieses habe eine Anfrage des Dombauvereins mit dem Hinweis abgewiesen, Auskünfte zu Einsendern würden grundsätzlich nicht gegeben.

In der Wochenzeitung "Die Zeit" hatte die Restitutionsexpertin Anne Webber dem Dombauverein in der vergangenen Woche vorgeworfen, auf einen Rückerstattungsantrag durch den Erben erst gar nicht reagiert und später behauptet zu haben, als nichtstaatliche Organisation nicht zur Restitution verpflichtet zu sein. "Das hätten wir von einer katholischen Kirche, die in Xanten besonders auf ihre nazikritische Haltung im Zweiten Weltkrieg stolz ist, wirklich nicht erwartet", wird Webber zitiert.


Quelle:
KNA