Chefredakteur Brüggenjürgen im Geburtstagsinterview

16 Jahre domradio.de

Pfingsten 2000 ging domradio.de auf Sendung und online. Im Interview zum 16. Geburtstag schaut Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen auf spannende Jahre zurück und wirft einen Blick in die Zukunft.

domradio.de-Chefredakteur Brüggenjürgen und Moderatorin Becker-Huberti (DR)
domradio.de-Chefredakteur Brüggenjürgen und Moderatorin Becker-Huberti / ( DR )

domradio.de: Ingo, seit 16 Jahren am Steuer - das war eine lange und bestimmt auch aufregende Zeit, oder?

Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen: Das war bisher in der Tat eine aufregende Reise durch Höhen und Tiefen, stürmisch, mit schönem Wetter, aber auch mit Schlechtwetter. Insofern sind wir sehr froh, dass domradio.de immer noch gut auf Kurs ist. Und es ist ein bisschen so, wie es mir damals, als alles losging, Kardinal Meisner zum Sendestart mit auf den Weg gegeben hat: "Herr Brüggenjürgen, Sie haben jetzt drei Kinder, ich vertraue Ihnen noch ein viertes Baby an." Und jetzt ist unser Sender ein kraftstrotzender Jugendlicher in der besten Pubertät - kurz davor richtig erwachsen zu werden.

domradio.de: Bleiben wir erstmal bei den netten, ersten Zeiten: Pfingsten vor 16 Jahren, woran erinnerst Du Dich vor allem?

Brüggenjürgen: Daran, dass wir eigentlich überhaupt nicht wussten, was alles auf uns zukommt. Wir waren in gewisser Weise herrlich naiv und haben uns alles in schönsten Farben ausgemalt. Wir waren voller Begeisterung und mit Herzblut dabei. Und es war dann auch ein furioser Sendestart, der mehrmals verschoben werden musste, weil Technik, Raum und Personal noch gar nicht komplett waren. Erst sollte es Weihnachten losgehen, dann hieß es an Ostern - und schließlich wurde es Pfingsten 2000 - im Nachhinein ja eigentlich ein wunderbarer Termin: 2000 Jahre nach dem Geburtstag der Kirche, Pfingsten, ein Tag, an dem man ja herausgeht mit dem Glauben, die frohe Botschaft von den Dächern und Zäunen verkündet - also ein passender Termin für den Sendestart.

Und natürlich unvergessen: Der Besuch des Kardinals nach dem großen Pfingstgottesdienst im Dom. Meisner verzichtete - wie wir es uns gewünscht hatten - auf Weihwasser, wegen der Technik. Aber er hatte Weihrauch mitgebracht. Und der sorgte für einen furiosen Sendestart mit Feueralarm.

domradio.de: Wie waren für Dich denn die ersten Jahre mit dem neuen guten Draht nach oben?

Brüggenjürgen: Es gab zumindest immer etwas Neues, es gab sehr viel zu lernen - und wie immer wenn man Terra Incognita, unbekanntes Land betritt, gibt es spannende Sachen, viel zu erobern und zu entdecken, aber eben auch Unvorhergesehenes. Im Nachhinein würde ich sagen, es war eine wunderbare Zeit, denn wenn man alles im Voraus gewusst hätte, dann hätte man sich gar nicht so frohen Mutes auf den Weg gemacht. So haben sich dann viele Probleme wie von alleine gelöst. Ich denke beispielsweise an unsere mittlerweile sehr bewährten Übertragungen des Gottesdienstes aus dem Kölner Dom. Als ich in der ersten Pressekonferenz ankündigte, dass wir jeden Sonntag einen Gottesdienst im Radio übertragen werden, kam von vielen Kollegen der Öffentlich-Rechtlichen lautes Gelächter. Nach dem Motto: "Was stellt ihr euch eigentlich vor, wie könnt ihr denn einfach so einen Radiogottesdienst übertragen?" Klar, hier haben wir unser Lehrgeld bezahlt: Einfach nur die Lautsprecher im Dom anzuzapfen - das ging nicht. Aber wir haben es hinbekommen und liefern seit 16 Jahren Gottesdienste, mittlerweile in Bild und Ton in HD-Qualität.

domradio.de: Wer sind denn eigentlich die Macherinnen und Macher, die hinter dem "guten Draht nach oben" stecken?

Brüggenjürgen: Das sind viele Engagierte, viele Professionelle, viele, die mit Herzblut dabei sind und die vielfach auch jünger sind als ich - deshalb funktioniert das auch so gut. Also, viele Leute, die ihre jeweils eigenen Fachkenntnisse mit einbringen. Am Anfang hatte ich gedacht: Du willst am besten alles selber können. Was natürlich völlig illusorisch ist. In einem Betrieb, zu dem domradio.de sich heute entwickelt hat, braucht es viele Spezialisten, viele professionelle Leute, die jeweils die eigene Qualifikation mitbringen - das ist ganz wichtig. Und was darüber hinaus das wichtigste ist: Es muss stets dieser Funke überspringen, damit das ganze ansteckt, was meiner Meinung nach sehr gut funktioniert.

domradio.de: Wir haben ja auch schon einiges erlebt hier: drei Päpste, den Weltjugendtag in Köln - ein Riesenhighlight, und viele andere schöne Ereignisse. Was macht denn für Dich diesen "guten Draht nach oben" eigentlich aus?

Brüggenjürgen: Dieser "gute Draht nach oben" soll ja halten, was er verspricht, und wenn dieser Draht wirklich ist und nach oben geht, dann hoffen wir natürlich auf den himmlischen Beistand, aber man kann nicht nur sitzen und hoffen, dass da oben irgendjemand was für uns regelt, sondern man muss auch selber immer mit anpacken. Und genau das machen hier viele Leute inzwischen mit einer hohen Professionalität. Das ganz Entscheidende ist letztlich die Glaubwürdigkeit: Hier wird nicht irgendwas erzählt, was keiner auch lebt, sondern das ist authentisch.

Wenn man mich fragt nach dem Erfolgsrezept über 16 Jahre, pflege ich zu sagen: Ich weiß es auch nicht, es muss der gute Segen von oben kommen, aber es muss auch Tun von unten sein. Nicht ewig planen in endlosen Tagungen und Konferenzen, sondern  machen, auch Fehler machen, daraus lernen, weiter machen!

domradio.de: Die Medienwelt hat sich rasant verändert, auch der Sender?

Brüggenjürgen: Angefangen haben wir im Radio, waren dann direkt auch im Internet präsent und mittlerweile senden, posten, twittern, publizieren wir auf vielen Wegen, online auf domradio.de, wo es auch die Videonachrichten gibt, ebenso bei Bibel.tv wo immer um 19 Uhr unsere Nachrichten laufen. Wir übertragen Gottesdienste in Bild und Ton und wer kirchliche Neuigkeiten will, der geht klarerweise auf domradio.de. Im Radio mischen wir News, Hintergrundinfos und gute Musik, das alles gehört zum großen "domradio.de-Orchester" dazu. 

domradio.de: Wohin geht denn die Entwicklung von domradio.de in der näheren Zeit? 

Brüggenjürgen: Ich bin auf jeden Fall sehr dankbar, dass man hier im Erzbistum entschieden hat: Ja, das Erzbistum will eine eigene, selbstständige, journalistische Multimediamarke. Und das Erzbistum sagt auch: In einer Welt, in der die Diözesangrenzen völlig verloren gehen, macht es überhaupt keinen Sinn mehr, in den eigenen Bistumstöpfen zu kochen, sondern domradio.de soll wirklich auch bundesweit Flagge zeigen, was wir ja auch schon tun. Insofern würde ich mich freuen, wenn es uns mehr und mehr gelingt, die katholische Stimme hier im Land zu sein.

domradio.de: In Kürze ist Katholikentag und natürlich sind wir auch in Leipzig dabei. Wie können unsere User und Hörer domradio.de in Leipzig erleben?

Brüggenjürgen: Jeder der domradio.de kennenlernen möchte, hat eine gute Gelegenheit, uns vor Ort zu erleben. Man kann sich das ganz einfach merken: Der schönste und modernste katholische Kirchenbau ist mitten in der Leipzig. Das ist die Propsteikirche und die ist jetzt schon ein Zuschauermagnet - genau dort werden wir mit unserem Ü-Wagen stehen.

Man kann also all unsere Moderatorinnen und Moderatoren, die man ja sonst nur vom Hören kennt, dort erleben. Wir sind mit Reportage-Teams vor Ort und werden Konzerte und Gottesdienste übertragen und wir wollen ganz nah dran sein an unseren Hörern und Usern.

Das Interview führte Susanne Becker-Huberti.


Quelle:
DR