Bischöfe trauern um Lothar Späth

Partner für die Kirche

Quirlig und voller Ideen: So kannte man Lothar Späth als baden-württembergischen Ministerpräsidenten. Nun ist das "Cleverle" gestorben. Auch in der Kirche ist die Trauer groß - Späth hatte sich sozial stark engagiert.  

Der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) / © Patrick Seeger (dpa)
Der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) / © Patrick Seeger ( dpa )

Bundespräsident Joachim Gauck hat den verstorbenen CDU-Politiker Lothar Späth als Landesvater "im besten Sinne" bezeichnet. Man habe gespürt, "dass ihm die Menschen am Herzen lagen", heißt es in einem Kondolenzschreiben Gaucks an Späths Tochter Daniela Späth-Zöllner. Besonders würdigte Gauck auch Späths Einsatz für die Jenoptik Anfang der 1990er Jahre. "Im Osten unseres Landes hat Ihr Vater mit seinem persönlichen Engagement beim Wiederaufbau der Wirtschaft nach der deutschen Einheit Großes geleistet."

Späth, langjähriger Ministerpräsident von Baden-Württemberg, war am Freitag im Alter von 78 Jahren gestorben. Der gebürtige Sigmaringer kam 1968 erstmals als CDU-Abgeordneter in den Landtag. 1972 wurde er Fraktionschef und nach dem Rücktritt Hans Filbingers 1978 der fünfte Ministerpräsident im Südwesten. Bei den Wahlen 1980, 1984 und 1988 errang Späth für die CDU die absolute Mehrheit.

Partner der Kirche 

Auch die beiden großen Kirchen Baden-Württembergs trauerten um Späth. Die vier Bischöfe hoben vor allem sein ehrenamtliches und soziales Engagement hervor. Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst würdigte Späth als wohlwollenden Partner der Kirche "im besten Sinn des Wortes". Der Bischof verbindet mit Späth auch persönliche Beziehungen, weil Fürst in Bietigheim aufwuchs, wo Späth in den 1960er Jahren Beigeordneter, Finanzreferent und Bürgermeister war. Er habe "aus tiefer Überzeugung und mit hohem Engagement eine zukunftsorientierte Zusammenarbeit mit den Kirchen im Land zum Wohl der Bürger gepflegt". 

Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July betonte, Späth seien kirchliche Fragen und die Werteorientierung in Umbruchszeiten ein Anliegen gewesen. Dankbar zeigte sich July für Späths Engagement in der Diakonie. Späth habe "hellwach die politischen Herausforderungen seiner Zeit gesehen und sich ihrer angenommen", schreibt der Landesbischof in einer am Freitag in Stuttgart veröffentlichten Mitteilung.

Weltoffenheit und Wirtschaftspolitik

Der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh erinnerte daran, dass Späth einen Förderpreis für Künstler mit geistiger Behinderung stiftete. Dabei sei es ihm um eine Lobby für Outsider-Kunst gegangen, so Cornelius-Bundschuh. Freiburgs Erzbischof Stephan Burger würdigte Späths "Weltoffenheit, seine Wirtschaftspolitik und seine Faszination für moderne Technik". Späth habe das Land und seine Menschen sichtbar vorangebracht.

Auch wegen seines Einsatzes für die wirtschaftliche Entwicklung Baden-Württembergs trug der über Parteigrenzen hinweg überaus beliebte Politiker den Spitznamen "Cleverle". 1991 trat Späth zurück, nachdem ihm in der «Traumschiff-Affäre» vorgeworfen worden war, bei Urlaubsreisen unberechtigt finanzielle Vorteile in Anspruch genommen zu haben.

Ehrenamtliches Engagement 

Ehrenamtlich engagierte sich der spätere Geschäftsführer der Jenoptik vielfältig für Sozialprojekte. Er hatte den Vorsitz der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), war Schirmherr der Kinderhilfsaktion "Herzenssache" und setzte sich für Menschen mit Multipler Sklerose ein. Lange Jahre gehörte Späth dem Nationalen Ethikrat an. Vor weniger Tagen wurde bekannt, dass Späth an Demenz litt.

 


Quelle:
KNA , dpa , epd