Bayerisches Kloster bietet Waldklause für Besinnungstage an

Einsiedler auf Zeit

Einmal raus aus dem Hamsterrad - das ermöglicht das Franziskanerkloster Maria Eck gestressten Seelen im Chiemgau. Bis zu zwei Wochen können sie sich dort allein in eine Waldklause zurückziehen. Ohne Handy und Laptop.

 (DR)

Der Weg durch den tief verschneiten Wald führt hinab auf eine kleine Lichtung. Kein Laut ist zu hören, nur der Schnee knirscht unter den Füßen. An einer Tanne ein Schild: "Franziskusklause Maria Eck. Wir bitten Sie, die Atmosphäre der Stille und des Gebets nicht zu stören." Links davon liegt ein kleines Holzhaus. Wer die Tür öffnet, betritt eine andere Welt.

"Ich war einfach da", hat jemand am 15. April in das kleine Büchlein geschrieben, das auf dem Holztisch in der Ecke liegt. "War in Gedanken verloren, jetzt voller Zuversicht", lautet ein anderer Eintrag vom September vergangenen Jahres. Tisch und Büchlein gehören zur Einrichtung der Blockhütte. Der Fußweg vom oberbayerischen Kloster Maria Eck dauert keine zehn Minuten. Es ist eine Einsiedelei, in der Gäste für eine überschaubare Zeit zu sich selbst finden können.

 Auf der Sinnsuche 

"Es gibt immer mehr Menschen, die fragen: Soll das Leben aus dieser Tretmühle bestehen?" , sagt Bruder Christian. Der Druck in der Arbeitswelt werde immer größer, so wie auch die Sehnsucht nach dem Ausstieg aus dieser Hektik. Vor gut zwei Jahren hat der Franziskaner die Einsiedelei auf Zeit ins Leben gerufen; seitdem ist die Hütte meist ausgebucht. Sogar an Weihnachten war jemand hier, und auch jetzt im Januar und Februar beherbergt die Klause Gäste.

Die Anfahrt erfolgt über Siegsdorf. Durch abgelegene Weiler schlängelt sich die Straße hinauf auf eine Anhöhe. Vom Kloster am Fuße des Hochfelln reicht der Blick weit hinüber zum Chiemsee. Der Wallfahrtsort geht zurück auf das 16. Jahrhundert, neben dem mächtigen Kirchenbau findet sich auch ein großräumiger Klostergasthof. Und etwas oberhalb liegt das Kloster der Franziskaner-Minoriten, fünf Brüder leben heute noch in den ehrwürdigen Mauern. Zu ihnen gehört Bruder Christian.

Kein Urlaub 

Der schlanke 51-Jährige ist ein rühriger Pater. Er kümmert sich um einen neu angelegten Steingarten und organisiert Jugendfeste. Die Idee zur Einsiedelei kam ihm bei Exerzitien. "Meine Hauptaufgabe besteht darin, den Menschen zu helfen, in den Zustand der Achtsamkeit zu gelangen", beschreibt er seine Aufgabe bei der Betreuung der Einsiedler auf Zeit. Jeden Abend steht er für ein Gespräch über die Erfahrungen des Tages zur Verfügung.

Die Klause selbst besteht aus einem Blockhaus mit zwei Räumen: ein Wohn-Schlafzimmer mit Bett, Herd, Tisch und Stuhl. Das zweite, kleinere Zimmer dient dem Gebet oder der Meditation. Das ist der Ort, an dem man sich als Einsiedler auf Zeit zurückziehen kann. Kochen muss jeder selbst, Bücher oder andere Ablenkungen sind nicht erwünscht. "Die Voraussetzung ist die Bereitschaft, einen eigenen Weg zu gehen", sagt Bruder Christian. "Es geht hier nicht um Urlaub".

Holzhacken und Beerenpflücken 

Es kommen mehr Frauen als Männer, die Verweildauer beträgt einige Tage bis höchstens zwei Wochen, länger soll der Aufenthalt nicht dauern. Im Tagesablauf ist eine Stunde körperliche Arbeit vorgesehen, Holzhacken etwa oder im Sommer Beerenpflücken und Unkraut jäten. Am Anfang gibt es einen "Naturtag", dabei geht es um das Wahrnehmen der Umgebung, die Geräusche, Gerüche und wie sich ein Baum anfühlt.

"Einfach stehen bleiben und nur hören", sagt Bruder Christian, "das Murmeln des Baches oder das Geräusch des Flugzeugs über dir".

Und dann erzählt Bruder Christian noch von weltlichen Mühen, die es zu überwinden galt, bevor das spirituelle Leben in die Waldlichtung einziehen konnte. "Es war gar nicht so einfach, beim Landratsamt eine Baugenehmigung für die Hütte zu bekommen." Aber, so sein Glaube und seine Erfahrung: "Wenn es gut ist, fügt es sich."


Quelle:
KNA