Nigeria befreit fast 300 Mädchen aus Islamistengewalt

Schlag gegen Boko Haram

Nigerias Armee gelingt ein Schlag gegen die islamische Terrorgruppe Boko Haram. Fast 300 Frauen und Mädchen werden befreit. Sind vor mehr als einem Jahr entführte Schülerinnen aus Chibok darunter?

Nigeria ein Jahr nach der Entführung (dpa)
Nigeria ein Jahr nach der Entführung / ( dpa )

Die nigerianische Armee hat nach eigenen Angaben 200 Mädchen und 93 Frauen aus der Gewalt der islamistischen Terrororganisation Boko Haram befreit. Unklar blieb, ob unter den Befreiten auch Schülerinnen aus dem Ort Chibok waren. 

Zwei Militärsprecher machten widersprüchliche Angaben. Die Entführung dieser Mädchen im April vergangenen Jahres hatte für weltweites Entsetzen gesorgt.

Geiseln befanden sich im Wald-Camps und waren schwach

Militärsprecher Chris Olukolade erklärte am Dienstagabend über den Kurzmitteilungsdienst Twitter, er könne nur bestätigen, dass sich die Geiseln in verschiedenen Camps der Extremisten im dichten Sambisa-Wald befunden hätten. Die Streitkräfte hätten drei Lager der Islamisten zerstört, berichteten nigerianische Medien. 

"Wir müssen erst noch genau feststellen, woher die befreiten Personen stammen", so Olukolade. Die Mädchen und Frauen würden nun befragt, um ihre Identität festzustellen. Armeesprecher Oberst Sani Usman erklärte dagegen, es handele sich bei den Befreiten nicht um die von Boko Haram entführten Schülerinnen aus dem Ort Chibok im Nordosten des Landes. 

Die Zeitung "This Day" zitierte in ihrer Online-Ausgabe vom Mittwoch eine Quelle mit der Aussage, dass die Mädchen bei ihrer Befreiung schwach gewesen seien. Es könne einige Tage dauern, bis ihre Identität feststehe. Für Freilassung der Schülerinnen aus Chibok gab es auch international Aktionen über soziale Netzwerke. 

Übertritt zum Islam, Zwangsheirat, Versklavung

Auch viele Prominente, darunter US-First Lady Michelle Obama, beteiligten sich daran. Die Mädchen waren mitten in der Nacht aus ihren Schlafsälen verschleppt und in Lastwagen fortgebracht worden. Seither fehlte von ihnen jede Spur. Die Bevölkerung warf der Regierung schon lange vor, völlig hilflos im Kampf gegen die Dschihadisten zu wirken.

Die Boko Haram entführt junge Mädchen, um sie zum Übertritt zum Islam zu zwingen, sie zwangsweise zu verheiraten oder sie als Sklavinnen zu halten. Die Gruppe will im Norden des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas einen sogenannten Gottesstaat aufbauen.

In den vergangen Jahren waren bei Anschlägen der Gruppe tausende Menschen ums Leben gekommen. Seit Monaten unterstützen auch Truppen aus den Nachbarländern wie Kamerun und dem Tschad die Streitkräfte bei ihrem Kampf gegen die Fundamentalisten.

Boko Haram

Die islamistische Gruppierung Jama'atu Ahlis Sunna Lidda'awati wal-Jihad ist besser bekannt als "Boko Haram". Sie entstand 2002 in Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno im Norden Nigerias. Übersetzt bedeutet der volle Name etwa "Menschen, die sich der Verbreitung der Worte des Propheten und dem Dschihad verpflichtet fühlen". Ihr lokaler Name Boko Haram stammt aus der Sprache Haussa, der größten Verkehrssprache im Norden Nigerias, und heißt so viel wie "westliche Bildung ist Sünde".

Nigerias Armee kämpft gegen Boko Haram (dpa)
Nigerias Armee kämpft gegen Boko Haram / ( dpa )
Quelle:
dpa