Vor einem Jahr trat Tebartz-van Elst als Diözesanbischof zurück

Das Bistum Limburg ringt um "Normalität"

Der Limburger Bischof Tebartz-van Elst tritt zurück, der Paderborner Weihbischof Grothe übernimmt im Auftrag des Papstes die Leitung des Bistums. Das war vor einem Jahr. Seither bemüht sich Grothe um "Normalität".

Autor/in:
Peter de Groot
Limburger Domberg (dpa)
Limburger Domberg / ( dpa )

"Rom beobachtet uns sehr genau", sagt Weihbischof Manfred Grothe. Der Apostolische Administrator für das Bistum Limburg weiß: "Papst Franziskus möchte, dass das Bistum zur Ruhe kommt und zur Normalität zurückkehrt." Seit einem Jahr - seit dem 26. März 2014 - leitet Grothe im Auftrag des Papstes in enger Zusammenarbeit mit seinem Ständigen Vertreter, Domkapitular Wolfgang Rösch, das Bistum. An jenem 26. März hatte der Papst den Verzicht von Franz-Peter Tebartz-van Elst auf sein Amt als Limburger Diözesanbischof angenommen.

Es waren die von vielen als autoritär empfundene Amtsführung von Tebartz-van Elst sowie die Explosion und die Verschleierung der Kosten in Höhe von rund 31 Millionen Euro für das Bischofshaus auf dem Limburger Domberg, die zu seinem Rücktritt führten. Im Bistum Limburg sei es zu einer Situation gekommen, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes durch Tebartz-van Elst verhindere, so der Papst bei der Annahme des Amtsverzichts. An das Bistum Limburg richtete Franziskus damals die Bitte, zu einem "Klima der Barmherzigkeit und Versöhnung" zurückzufinden.

Tiefes Angstgefühl

Der Weg dahin ist nicht so ganz einfach. Grothe erinnert sich: Am meisten habe ihn erschrocken, dass es bei den Mitarbeitern im Bistum ein tiefes Angstgefühl gegeben habe, eine tiefe Verunsicherung "bis hin zur Infrage-Stellung des Systems Kirche". Grothe spricht von Verletzungen und Kränkungen auf Seiten haupt- wie ehrenamtlicher Mitarbeiter. Und in besonderer Weise verletzt sieht er die Mitarbeiter in der Pastoral, denen Tebartz-van Elst abgesprochen hatte, im streng theologischen Sinn Seelsorger zu sein.

Grothe kann darauf verweisen, dass es inzwischen gelungen sei, in der bischöflichen Verwaltung eine "Kultur" zu schaffen, die "angstfreie Begegnung" ermögliche, und dass es in den synodalen Gremien des Bistums jetzt eine Atmosphäre der Freimütigkeit gebe. Aber nach wie vor hat für ihn und Rösch die "Zuwendung zum Personal" höchste Priorität. 

Eine gewisse Zuwendung braucht es auch hinsichtlich der Fusionierung von Kirchengemeinden zu großräumigen sogenannten Pfarreien neuen Typs. Grothe räumt ein, dass es da "an einigen Stellen" Widerstand gebe, und betont: "Wir müssen die Menschen dafür gewinnen, diesen Weg mitzugehen." Es gelte, Bedingungen zu schaffen, die erkennen ließen, dass eine "neue Art der Seelsorge" möglich sei und auch umgesetzt werden könne.

Zu den Früchten von Grothes und Röschs Bemühen darum, "das Bistum zur Normalität zurückzuführen", gehört unter anderem die Offenlegung der Vermögensverhältnisse des Bistums, die Einrichtung einer Telefon-Initiative für Bistums-Mitarbeiter, die diesen Gelegenheit bot, vertraulich über in der Zeit von Tebartz-van Elst erlittene Verletzungen zu sprechen, und die Öffnung des umstrittenen Bischofshauses für Veranstaltungen verschiedenster Art.

Warten auf den Neuen

Letzteres allerdings nur zeitlich begrenzt bis zur Ernennung eines neuen Bischofs von Limburg. Aber wann wird das sein? Erst wenn Rom den Eindruck gewonnen habe, dass im Bistum Normalität eingekehrt sei, gebe es von dort das Startzeichen zum "Findungsprozess", sagt Grothe.

Denn: Rom fühle sich verantwortlich dafür, dass ein neuer Bischof nicht gleich "verbrannt" werde. Grothe sagt aber auch: "Wir wollen daran arbeiten, dass wir Rom davon überzeugen können, dass die jetzige Phase nicht länger dauert als nötig."


Quelle:
KNA