Stimmen zum Mauerfall vor 25 Jahren

"Wir brauchen Brücken, keine Mauern"

Papst Franziskus und die Kirchen in Deutschland haben an den Fall der Berliner Mauer vor 25 Jahren erinnert. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, und weitere Bischöfe haben sich geäußert.  

 (DR)

Der Mauerfall sei ein ermutigendes Beispiel, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, in Berlin. Auch bei der Einigung Europas sei ein "langer Atem" erforderlich. Als Aufgabe der Kirche nannte Marx, eine "nach vorne weisende Erinnerungskultur" zu fördern, die das erfahrene Leid der Menschen in den Mittelpunkt stelle. So könne sie zum "Instrument der Einheit auch zwischen verfeindeten Menschen" werden.

Der neue Kölner und frühere Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki appellierte an alle Christen, "wo immer es heute nötig ist, gegen jede Form von menschlicher Gewalt und Unterdrückung aufzustehen". Woelki mahnte zudem am 9. November nicht die Judenpogrome von 1938 zu vergessen.

Ähnlich äußerte sich der evangelische Bischof Markus Dröge in einem ökumenischen Gedenkgottesdienst in Berlin, an dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnahm. Die nationalsozialistischen Pogrome seien "wie ein Gegenbild der friedlichen Revolution", betonte Dröge: "Beide Daten gehören in das kollektive Gedächtnis unseres Volkes".

Der Fuldaer katholische Bischof Heinz Josef Algermissen warnte indes vor einer zunehmend positiven Sicht auf den SED-Staat. "25 Jahre nach der Wende gilt es, solche Verklärung zu entlarven und die Erinnerung an das Unrechtsregime in der DDR wach zu halten", sagte er im thüringischen Vacha.

Der katholische Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, rief in Helmstedt dazu auf, "sich verstärkt auf Werte zu besinnen, die lebensnotwendig zur Freiheit dazugehören". Er nannte unter anderem die unbedingte Achtung vor der Würde jedes Menschen vom Embryo bis zum Sterbenden, den Schutz der Familie und die Besinnung auf das Gemeinwohl. Christen müssten sich öffentlich zu Wort zu melden, "wo das Leben und die Würde von Menschen missachtet werden oder auf dem Spiel stehen".

Ganz im Zeichen des Gedenkens an den Fall der Mauer stand auch der Eröffnungsgottesdienst der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Sonntag in Dresden. Der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Jochen Bohl, erinnerte in seiner Predigt daran, dass vor dem Herbst 1989 "die umstürzenden Ereignisse unter dem Dach der Kirche vorbereitet" wurden.

Der ehemalige Kölner und Berliner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, wies unterdessen Kritik zurück, die katholische Kirche habe sich zu wenig für die friedliche Revolution engagiert.

Auch beim Start der neuen bundesweiten Hilfsaktion des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken am Sonntag mit Bischof Heiner Koch in Dresden spielte der Dank für den friedlichen Umbruch vor 25 Jahren eine besondere Rolle.

Und das Kolpingwerk Deutschland forderte angesichts des Jubiläums alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich engagiert für die Zivilgesellschaft einzusetzen und wachsam zu sein gegenüber allen Entwicklungen, die die Demokratie gefährden könnten.


Quelle:
KNA