Ein Kommentar zur Lage der Kirche

New York – Fulda – Irgendwo

An die Bischöfe werden viele Forderungen herangetragen. Vieles sei zu optimieren, abzuschaffen oder einzuführen. Aber helfen diese Forderungen wirklich weiter? domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen glaubt das nicht. Ein Kommentar.

Autor/in:
Ingo Brüggenjürgen
Die deutschen Bischöfe (hier im Dom zu Fulda) (KNA)
Die deutschen Bischöfe (hier im Dom zu Fulda) / ( KNA )

Während sich in Fulda die deutschen Bischöfe zu ihrer traditionellen Herbstvollversammlung trafen, tagten zahlreiche Staats- und Regierungschefs in New York auf dem großen Klimagipfel. Was das miteinander zu tun hat? Eigentlich gar nichts – und doch so viel!

Seit Jahren kennen alle Grafiken, die die kirchlichen Entscheidungsträger für ihre Analyse der Lage heranziehen, nur eine einzige Richtung: Immer weiter runter, immer weiter abwärts. Die Zahl der Katholiken in Deutschland, die Zahl der Priester, die Zahl der Gottesdienstbesucher, die Zahl der Kirchenzeitungsleser… Einzig und alleine auf immer mehr Kirchenaustritte und auf die Kirchensteuereinnahmen konnten sich die Bischöfe bis dato verlassen.

Die Grafiken, die von den Staats- und Regierungschefs zur Beurteilung des Weltklimas herangezogen werden, kennen auch nur eine Richtung: Immer weiter nach oben. Immer mehr Menschen mit immer mehr CO2-Ausstoß, der unsere Umwelt belastet, immer mehr Ausbeutung der knappen Ressourcen, immer mehr Müll, immer mehr Umweltvergiftung. Einzig und allein auf die drastischen Appelle, dass man endlich mit dem Schutz der bedrohten Erde anfangen müsse, war von Klimakonferenz zu Klimakonferenz wirklich Verlass.

Jetzt kann man herrlich über die Bischöfe oder auf die Staats- und Regierungschefs schimpfen, die es einfach nicht gebacken bekommen. Hier wie da kann man von ihnen schnellere und bessere Problemlösungen einfordern. Alte, überholte und längst nicht mehr taugliche Strukturen könnten doch mit dem nötigen Willen endlich zügig verändert werden. Aktiveres kirchliches oder politisches Handeln möchte man einfordern. Aber helfen diese Forderungen wirklich weiter? Ich glaube nicht! Vermutlich wird auch durch den soundsovielten Appell das Klima genau so wenig besser, wie die Kirche voller. Man kann vielleicht sein eigenes Gewissen beruhigen, wenn man immer erst mal auf die Verantwortlichen verweist. Selber würde man ja gerne, aber erst mal müssten die Strukturen stimmen…

Dabei müssten doch gerade wir Deutschen wissen, dass wirkliche Veränderungen in den seltensten Fällen von Entscheidungsträgern und Verantwortlichen ausgehen. Es stimmt doch: "Wir sind das Volk!" Wenn wir nicht selber anfangen, wird sich auch bis zu den nächsten Konferenzen, ob in Fulda oder New York, leider herzlich wenig ändern. Man kann als Einzelner doch eh nichts tun oder verändern? Doch, man kann. Man muss nur endlich mal damit anfangen. In Fulda darf man sich dabei ruhig am Beispiel des Heiligen Bonifatius, des Apostels der Deutschen, orientieren, dem es immer wieder um die Verkündigung der Frohen Botschaft und um die Einheit der Christen ging. Und was für Fulda gilt, funktioniert auch in New York und irgendwo. Es stimmt doch: "If you can make it there, you’ll make it anywhere!"


Quelle:
DR