Heimatfilm aus dem Münsterland wiederentdeckt

Premiere nach 57 Jahren

Nicht in Hollywood, Berlin oder Cannes, nein im münsterländischen Klein-Reken hat sich eine Film-Sensation abgespielt: In den 50er Jahren wurde hier ein Heimatfilm gedreht, der aber nie ins Kino kam: Die Produktionsfirma ging pleite. Bis sich ein Klein-Rekener Rentner auf die Suche macht und den Film tatsächlich findet. Ein Happy End mit 57 Jahren Verspätung, denn der Film hat jetzt endlich Premiere feiern können.

"Das Dorf in der Heide" hat erst sehr verspätet Premiere / © Hubert Link (dpa)
"Das Dorf in der Heide" hat erst sehr verspätet Premiere / © Hubert Link ( dpa )

Im Sommer 1956 war es mit der ländlichen Idylle in Klein-Reken erst einmal vorbei: drei Wochen lang wurde hier der Heimatfilm "Das Dorf in der Heide" gedreht. In der Hauptrolle: Hans Müller-Westernhagen, der Vater des Sängers Marius Müller-Westernhagen. Aber ins Kino kommt der Film nie, da die Produktionsfirma pleite ging und die Filmrollen von da an als verschollen galten.

Doch das Interesse der Klein-Rekener an dem Filmmaterial hat nie nachgelassen. Viele Dorfbewohner spielten als Statisten bei dem Film mit: Der Postbote, die freiwillige Feuerwehr und der Dorffrisör. Mehrere Versuche, den Film zu finden, schlugen fehl. Bis 2009 der Rekener Anton Heilken alles Mögliche in Bewegung setzte, um den Film zu finden. Und tatsächlich, im Bundesarchiv lagen die 43 Rollen Rohmaterial.   

Der Film war gefunden, doch fehlten das Drehbuch und der Ton. Worum es in dem Heimatfilm eigentlich geht, weiß niemand. Licht ins Dunkel brachte dann aber eine Filmzeitschrift aus dem Jahr 1956, die Anton Heilken ausfindig machen konnte. In ihr wird die Handlung des Films beschrieben. Außerdem waren auch alle Schauspieler angegeben. Und mit diesen wenigen Informationen wurde Stück für Stück die Handlung rekonstruiert.  

Unterstützung holte sich Anton Heilken von dem Filmproduzenten Mike Wiedemann, dem Regisseur Hans-Erich Viet und zwei Lippenleserinnen. Die arbeiteten sich durch alle Filmszenen, schauten sich alle Mundbewegungen der Schauspieler ganz genau an und konnten so etwa ein Drittel der Dialoge ermitteln. Der Rest der Handlung wurde sinngemäß dazu gedichtet.

Dennoch fehlten aber noch alle anderen Geräusche und auch die Filmmusik. Darum kümmerten sich Studenten der internationalen Filmschule Köln und von der Musikhochschule Freiburg. Eine Gruppe Kölner Studenten ist extra 2 Tage nach Klein-Reken gefahren, um in einer alten Mühle auf dem Holzboden die Original-Schritte aufzunehmen.

Am Ende ist ein etwas verworrener Bauernschwank herausgekommen, inklusive Verwechslungs- und Liebesgeschichte rund um den Bürgermeister von Honigheim, wie Klein-Reken in dem Film heißt. Er will seinem Dorf zu Reichtum verhelfen und lässt  nach Erdöl suchen. Gleichzeitig macht sich ein junger Mann aus Düsseldorf auf den Weg nach Honigheim, um zu malen und eine gescheiterte Romanze zu vergessen.

„Das Dorf in der Heide“  feierte jetzt nach 57 Jahren Premiere – natürlich in Reken. Für viele Rekener eine Reise in die Vergangenheit und ein Wiedersehen mit alten Dorfbewohnern.