Aussagen der katholischen Kirche über Homosexuelle

Hintergrund

Papst Franziskus hat mit seinen Aussagen zu homosexuellen Priestern im Vatikan eine Diskussion entfacht.

 (DR)

Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert zentrale Aussagen des römischen Lehramts zur Homosexualität und zum Umgang mit homosexuellen Priesteramtskandidaten.

"Jene, die an dieser Anomalie leiden"

Im Gegensatz zur beständigen Lehre des kirchlichen Lehramtes und des sittlichen Empfindens des christlichen Volkes haben heute einige unter Berufung auf Beobachtungen psychologischer Natur damit begonnen, die homosexuellen Beziehungen gewisser Leute mit Nachsicht zu beurteilen, ja sie sogar völlig zu entschuldigen. (...) Sicher muss man sich bei der seelsorglichen Betreuung dieser homosexuellen Menschen mit Verständnis annehmen und sie in der Hoffnung bestärken, ihre persönlichen Schwierigkeiten und ihre soziale Absonderung zu überwinden. (...)

Nach der objektiven sittlichen Ordnung sind die homosexuellen Beziehungen Handlungen, die ihrer wesentlichen und unerlässlichen Regelung beraubt sind. Sie werden in der Heiligen Schrift als schwere Verirrungen verurteilt und als die traurige Folge einer Zurückweisung Gottes dargestellt. Dieses Urteil der Heiligen Schrift erlaubt zwar nicht den Schluss, dass alle jene, die an dieser Anomalie leiden, persönlich dafür verantwortlich sind, bezeugt aber, dass die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind und keinesfalls in irgendeiner Weise gutgeheißen werden können.

(Erklärung der Glaubenskongregation zu einigen Fragen der Sexualethik, "Persona humana", 29. Dezember 1975, Nr. 8)

"Achtung, Mitleid und Takt"

Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen haben tiefsitzende homosexuelle Tendenzen. Diese Neigung, die objektiv ungeordnet ist, stellt für die meisten von ihnen eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Verfasstheit erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.

Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur inneren Freiheit erziehen, können und sollen sie sich - vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft -, durch das Gebet und die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern

(Katechismus der Katholischen Kirche, 1997, Nr. 2358, 2359)

"Korrekte Beziehungen zu Männern und Frauen"

Im Licht dieser Lehre hält es dieses Dikasterium im Einverständnis mit der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung für notwendig, mit aller Klarheit festzustellen, dass die Kirche - bei aller Achtung der betroffenen Personen - jene nicht für das Priesterseminar und zu den heiligen Weihen zulassen kann, die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen.

Die genannten Personen befinden sich nämlich in einer Situation, die in schwerwiegender Weise daran hindert, korrekte Beziehungen zu Männern und Frauen aufzubauen. Die negativen Folgen, die aus der Weihe von Personen mit tiefsitzenden homosexuellen Tendenzen erwachsen können, sind nicht zu übersehen. (...) Wenn ein Kandidat Homosexualität praktiziert oder tiefsitzende homosexuelle Tendenzen hat, sind der Spiritual wie auch der Beichtvater im Gewissen verpflichtet, ihm abzuraten, weiter den Weg zur Weihe zu beschreiten.

(Instruktion der Bildungskongregation über Kriterien zur Berufungsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesteramt und zu den heiligen Weihen, 4. November 2005)

"Wer bin ich, dass ich über sie urteile?"

Es wird so viel von einer "Schwulenlobby" geschrieben. Ich habe noch niemanden gefunden, der mit im Vatikan einen Ausweis mit dem Vermerk "schwul" gezeigt hätte. Man sagt, es gebe solche Leute. Ich glaube, wenn man so einem Menschen begegnet, muss man unterscheiden zwischen der Tatsache des Homosexuell-Seins und dem Betreiben einer Lobby.

Denn keine Lobby ist gut. Das ist das Schlechte. Wenn eine Person homosexuell ist und den Herrn sucht und guten Willens ist - wer bin ich, dass ich über sie urteile? Der Katechismus der katholischen Kirche erklärt das sehr schön: Man darf diese Personen dafür nicht ausgrenzen, sondern muss sie in die Gesellschaft integrieren. Das Problem ist nicht, diese Tendenz zu haben, nein; wir müssen Brüder sein. Das ist das eine. Etwas anderes ist das Problem, wenn man mit dieser Tendenz eine Lobby macht.

(Papst Franziskus, Pressekonferenz auf dem Rückweg von Rio de Janeiro, 29. Juli 2013;  Übersetzung: KNA)